MAN SCHAFFE DEN
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damit einer Aktie wegen niemand mehr erschossen wird; und man sich entwöhne, vermittelst Tötung von Menschen Dividenden,
damit Mord nicht mehr bezahlt werden kann und man zu Gunsten der Besitzenden nicht mehr zum Mord abrichtet [zu steigern:
damit man ein gemeines Mittel weniger zum Herrschen über andere in Händen halte
damit Menschen nicht mehr Ware und Mittel zur Gelderzeugung sind
damit aus der Arbeit Wille und Leben zu gewinnen sind und nicht aus der Ausbeutung und Willensvernichtung der Arbeitenden
damit die Gesellschaft Gemeinschaft der Arbeitenden ist und nicht tötender Zwang der Besitzenden
damit jeder produktiv arbeite
damit Menschen nicht mehr von Profit wegen arbeiten, sondern der Tätigkeit und des Lebens willen
damit ein Zweck weniger auf Erden ist, Arbeit ihren Wert in sich trägt, nicht mehr vermittelst des indirekten, spekulativen Profits
damit Arbeit und Leben unmittelbarer und unschuldiger werden |als Zweck entwertet wird;,
damit der teuflische Kern physischer Gewalt ende
damit der Mensch nicht mehr Eigentum eines anderen sei
damit die Wörter Mein und Dein verschwinden und man den Menschen mehr liebe als das Bild eines Menschen
damit der Begriff des Verbrechens neu bestimmt werde und Verbrechen gegen Sachen nicht mehr fortbestehen
damit der Individualismus, gewurzelt in Sachbesitz und Einkommen, Differenzierung durch Sachen aufhört
damit es nur Arbeitende und nicht mehr Erben der Gewalt o-ibt
damit man die Stärke der Person und nicht Dicke der Dividende auf Schulen und Universitäten ausbildet
damit man Werte findet, die unmittelbar aus dem Menschen kommen
damit die Sachbeziehungen zwischen Menschen aufhören und weniger Leben von Sachen absorbiert wird, es nicht in den Sachen
damit Geschichte, Gesellschaft, Denken und Glauben nicht mehr in Sachen stabilisiert werden (gefriert,
damit der einfache, konzentrierte Mensch möglich wird
damit unmittelbares Denken in funktionellen Menschenempfindungen statt in Sachbeziehung einsetzt
damit nicht zur Sicherung des Besitzes Lehre und Wissen weiterhin gefälscht werden
damit die Lehrer nicht mehr von den Besitzenden bezahlt und somit bestochen werden, Lehre und Wissenschaft nicht mehr ge-
damit man Wissen, Kunst nicht mehr kaufen kann, um sich von anderen zu unterscheiden [kaufte Zuhälter der Besitzenden sind
damit Denken, Malen, Schreiben nicht mehr Hurerei ist
damit die, die das Land verwalten, nicht gekauft sind und weniger Macht zur Unterdrückung besitzen.
(eine Zuschrift)
Sehr geehrte Redaktion!
Die Presse berichtet täglich Gräßliches über
verbrecherische Rohheitsdelikte der Freiwilligen
korps während des Belagerungszustandes. Ich
sehe mich veranlaßt, diese Berichte als böswillig,
tendenziös und einseitig zu bezeichnen. 14 Tage
lang befand ich mich nämlich selbst in so
genannter Schutzhaft (weil ich der Behauptung
eines am hellichten Tage wachestehenden Leut
nants widersprach, ich allein sei ein Menschen
auflauf). Bin also kompetent. Aus eigener
Wahrnehmung stelle ich hiermit fest: im Eden-
Hotel erhielt ich weder Kolbenschläge auf
den Kopf, noch wurde ich bewußtlos heraus
geschleift. Beim Nachttransport durch den Tier
garten zwang man uns zu keinem Fluchtversuch,
schoß uns daher auch nicht rücklings nieder;
begnügte sich vielmehr mit Kolbenstoßen, Fuß
tritten und derlei. Bleibt es hier noch ungeklärt
ob Nächstenliebe oder Unsicherheit (wir 13 „Ge
fangene“ waren von nur ca. 30 scharf Bewaffneten
bedeckt) die Reinhard-Leute von energischerer
Mißhandlung abhielt — so war es bei der Ein-
lieferung ins Lehrter Zellengefängnis zweifellos
Edelmut, daß man nur zwei von uns zu
„Hackepeter“ und in „Scheiben“ verarbeitete,
wie ein Offizier sich mit Genießermiene aus
drückte. Hingegen uns übrige ließ man über den
Hof gehen — nicht, wie es aus pädagogischen
Gründen hieß, um uns „an die Wand“ zu stellen,
sondern (wie vornehm) um uns das Spielruten
laufen durch das „Lynchkommando“ zu ersparen,
das in den Fluren mit Weibern und Kolben ver
sehen, brüllend auf uns lauerte. Auch diese
Weiber, die Tag und Nacht Reinhards tapfere
Mannen unterhalten, sind empfindsamer, als man
gemeinhin glauben sollte; hell aufschreien hörte
ich sie, als ihnen (laut Aussage unseres Zellen
wächters) das Blut zweier Gefangener ins Ge
sicht spritzte, die anläßlich ihrer Einlieferung
totgeschlagen wurden. Später, im Zentral
gefängnis zu Plötzensee, stellte man uns
— 320 Mann — auch nur spaßeshalber an die
Wand, kommandierte nur autoritätshalber tot
schießen; man ließ uns weiterleben. An den
Faustschlägen, Fußtritten und Ohrfeigen unserer
Wärter starb nämlich niemand; auch einer, den
zwei Gewehrkolbenschläge eines Feldwebels zu
Boden streckten, lag nur ca. 16 Stunden blut
überströmt in seiner Zelle, dann wurde er regel
recht verbunden — und wenn er inzwischen nicht
verhungert oder nochmals von freiwilligen Truppen
transportiert worden ist, so lebt er heute noch —
obwohl er laut eigner Aussage ein Kommunist
ist. — Schließlich muß ich den Mord an den
32 Matrosen dahin berichtigen, daß er keineswegs
fahrlässig oder wahllos begangen wurde; ich
sprach in Plötzensee einen 33. Matrosen, der
verschont wurde — nicht etwa weil er im
Gegensatz zu den 32 anderen schuldig befunden
ward, sondern weil er eine Infanteriemütze trug.
Dieser Fall erübrigt wohl eine weitere Ehren
rettung der Freikorps, insbesondere wenn man
sich sagt, daß sie die hilflosen Spartakus
häftlinge ja ohne Ausnahme hätten totschlagen
können, und dies immer noch eine der Kultur
menschheit dienliche Tat gewesen wäre.
Hoffend, durch diese Zeilen die Berliner Ord
nungstruppen beim wahrheitsfanatischen deutschen
Publikum rehabilitiert zu haben, schließe ich:
Ein zwar Verhafteter, aber nicht
Totgeschlagener.
Arbeiter!
Der Krieg ist die Schuld eines Klassen
systems, das zu Ende ist. Der Schuldner
muß abgeschafft werden, dann erlischt
die Schuld. Die Tilgung der Kriegs
schulden ist das furchtbare Mittel, den
Arbeiter in tötlichen Zwang zu biegen.
Können wir bei 8 Stunden täglicher Arbeit
5 Stunden zur Bezahlung der sichtbaren
Verbrechen der deutschen Dumping
bourgeoisie schuften?
Soll es erlaubt bleiben, daß man
weiter auf der Erde behaupte, man könne
für Totschlag bezahlen? Wird für Tote
bezahlt und bleiben die Zahlmittel, warum
sollten sie uns nicht noch einmal die
Spekulation eines Konkurrenzkrieges auf
den Hals jagen? Dieser Krieg unbezahlt*
und alle Kriege sind zu Ende!
Die Freikorps, welche Ebert-Scheide-
mann über unsere Köpfe vom Land in
die Städte getrommelt haben, erhalten
doppelt so große Lebensmittel-Rationen
wie wir. Die Regierung sollte die Bauern
soldaten wieder in die Dörfer schicken,
woher sie kamen. Wenn diese Leute
wieder Handarbeit verrichten, können
mehr Lebensmittel erzeugt werden.
Die „Regierung Ebert-Scheidemann"
liefert Rußland dem enteatistischen Ka
pitalismus aus. Wir aber sollen die
Armeen zahlen und stellen, die den
russischen Arbeiter in den Schuldzwang
der Entente pressen.