5
i
bald darauf Herr d’Arguto, Mitarbeiter der „Weltrevolution“,
beide auf ähnliche Weise wie ich verhaftet; zuletzt ein Herr K.
aus München, der direkt aus einer öffentlichen Veranstaltung
geholt worden war, wo er eine Werbeansprache für die Garde-
Kavallerie-Schützen-Division mit Zwischenrufen wie: Schwindel’
Liebknecht und dergleichen, unterbrochen hatte. Begründung:
Störung einer „Amtshandlung“. — Alle diese Herren waren
mir indirekt bekannt. — Auf Verlangen wurden auch noch
einige Gartenstühle hereingebracht, so daß wir wenigstens
sitzen konnten und uns recht angenehm unterhielten. Auch
verkaufte man uns ein kleines Kommißbrot für 4 Mark. Ein
Teil der Verhafteten (die vor 7 Uhr Eingelieferten) erhielten
jeder ein Stück Kommißbrot und etwas Butter. Auch Ziga
retten, Bier und dergleichen konnten wir für Geld erhalten. Die
wachhabenden Truppen benahmen sich überhaupt nicht un
freundlich, einige waren sogar Äußerungen, die an ihr Ge
wissen appellierten und ihren Dienst bei den freiwilligen Korps
als unethisch bezeichneten, erstaunlich zugänglich, erklärten
jedoch ihre Bereitwilligkeit zum freiwilligen Militärdienst mit
finanzieller Notlage und Arbeitslosigkeit.
Wir brachten fast die ganze Nacht aus Mangel an Schlaf
gelegenheit wachend zu. Erst gegen Morgen versuchten wir zu
schlafen, zwei Personen auf den schmutzigen Holzwollsäcken
ausgestreckt, die anderen auf dem blanken Boden, Stühlen oder,
wie ich, auf dem Tisch. Am Morgen bekamen wir Kaffee
und Brot mit Marmelade.
Der kranke alte Herr war bereits am Abend noch ab
geholt, aber, wie wir später ersahen, nicht freigelassen worden.
Der Schweizer erwachte quittengelb, die Lippen schwärzlich
so daß er sich dem Arzt vorstellen ließ, was ihm aber nichts
half. Samstag Mittag erhielten wir ein dürftiges, aber genießbares
Militärmittagsmahl. Etwa um drei Uhr öffnete sich die Tür und
neun Männer wurden mit auf dem* Rücken gefesselten Händen
hereingeführt; außerdem ein junges Mädchen von etwa 16 bis
17 Jahren ungefesselt. Ein ihr Bekannter unter den Häftlingen
hatte ihr ein Schreiben für seine Angehörigen zugesteckt, das
sie, als man es ihr abverlangte, zerriß, weil sie den Inhalt nicht
kannte. Darauf verhaftete man sie.
Wir lösten die Fesseln, die zum Teil aus Handschellen,
meist aus den eigenen Hosenträgern der Verhafteten bestanden,
und fragten nach ihrer Herkunft, warum sie gefesselt seien usw.
Es waren Angehörige des Arbeiterrates Britz, u. a. der erste
Vorsitzende Herr K—1. Sie hatten gegen die Fesselung mit
Hosenträgern protestiert, da die Hosen rutschten,„der Leutnant