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(„Simplicissimus“, 23. 1. 1911.)
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„Siife, &err Sfölnifler! SletCen Sie ssnä for biefen gierigen 9?aub-
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bebrenb, nur auf 93ert)ct)ung oon Seite gewiffenlofer Sigitatocers
jnrüc^ufübten fein bürfte."
„®ie öufrübrerifd?e 93anbe bat Jisf> HnfereS 'ZBo&tooüenä unwürbtg
emiefen. — ©ebt fjeuer \‘‘
(„Simplicissimus“, 27. 12. 1909.)
nuu 11 cniö Lin um öiiuiiu.
Sehr geehrte Redaktion!
Sie geißeln in der Pleite u. a. das Verhalten,
der Presse während des Krieges und der Revolution
Wenn Sie wüßten, was die Presse dazu treibt,
zwingt — gewiß würden Sie milderem Tadel Platz
machen. Da Sie in der „Ehrenrettung“ (Pleite No. 3)
einer Rechtfertigung der Freiwilligen-Truppen die
Spalten öffneten, so darf ich wohl bitten, folgende
Ehrenrettung des „Simplicissimus“ neben bei
liegenden zwei Zeichnungen in der Pleite zu ver
öffentlichen.
Der Simplicissimus wird heute von denselben
Herren gemacht, wie damals. Es ist also ganz klar,
daß sie die Schwarze-Mann-Geschichten vom Bol
schewismus weder glauben oder auch nur ernst neh
men. Wenn sie sie trotzdem heute wider besseres
Wissen kolportieren, ausschmücken und auf diese
Weise die deutschen Gewalthaber gegen das Pro
letariat aufputschen, so muß es tieferliegende Gründe
haben. Betrachten wir nur die persönlichen Erfah
rungen der Herausgeber des Simplicissimus von 1909
bis 1919. Wir werden finden, daß sich das damals
mutigste satyrische Kampfblatt der sozialen Be
wegung ganz unverschuldet, sozusagen dem Zuge
der Zeit widerwillig folgend, zum korrupten Organ
deutscher Reaktion verwandelt hat.
Zehn Jahre sind eine lange Zeit, die Herren
beim Simplicissimus sind alt geworden. Und ein
sichtig, rundlich und kränklich. Ach sagten sie,
die ewigen Scherereien mit der Staatsgewalt. Und
auf die inserierenden Geschäftsleute muß man auch
Rücksicht nehmen. Wenn man vom 20.—30. Jahr
Revolutionär war, dann hat man’s wohl verdient zu
ruhen und die Sonne des Publikums und der Mächte
auf^sich scheinen zu lassen — die man bislang ge
mieden und bekämpft hat wie die Pest.
Solche privaten Erwägungen allein hätten aber
vielleicht nicht genügt, um den Kurswechsel des
„Simplicissimus“ hervorzurufen, auch wäre es dann
ja fast unmöglich, ihn zu rechtfertigen. Aber da
war vor allem der Krieg. Im August 1914 ist eben
auch auf der Simplicissimus-Redaktion der neue
Geist erwacht. Und, liebe Pleite, Sie werden zu
geben, damals gabs weder Spartacus noch U.S.P.D.
die S.P.D.-Leute schrieen tagelang ununterbrochen
Hurrah — da müssen [sich selbst Leute wie Th»
ThQHeine gesagt haben. „Es gibt ija gar keine
Arbeiter es gibt nur Helden, also ist doch die ganze
Arbeiterbewegung Quatsch, Jund unser Kampf für
den Sozialismus erst recht. Na, und dann: — die
Front bzw. der Hilfsdienst: — brr! da läßt man sich
doch besser für sein Blatt reklamieren im Dienste
kaiserlich deutscher Kultur. Wenn nicht — legt
die Zensur ja*'doch den Betrieb still.
Und das ist heute doch noch gerade so. —
Wozu sich von Noske oder Epp die Redaktion
demolieren lassen, lieber von Spartacus, das macht
Reklame bei“ der Kundschaft, denn — da staunt
man — das Arbeiterblatt war im Laufe der „großen
Zeit“ zum Blatt der Finanz- und Schlotbarone nebst
Anhang geworden. Und — wen die einmal in den
Klauen haben, der ist verkauft. Wenn heute der
Simplicissimus seinen einstigen Kampf für die Ent
rechteten wieder aufnähme, — morgen wären die
Inserenten fort, dieFreikorps säßen ihm imNacken,
er selbst wäre entrechtet, — das heißt bankrott —,
aus wär’s mit den guten Einkünften, — tja und wer an
die erst ’mal gewöhnt ist, der gewöhnt sie sich schwer
ab, schwerer als den Suff und das Hurrah schreien
— vor allem wenn ihm das Elend des Kriegs, Unter
ernährung und zunehmende Verarmung — andrer,
den letzten Rest von Charakter und Aussicht auf
die Kaufkraft des Proletariats geraubt haben.
Aber dafür kann er doch nichts, der arme Sim
plicissimus. Das müssen auch die Pleite-Leser zu
geben. Schuld sind lediglich die Ebert scheide
man -Leutejmit ihrem Dauerhurrah und — na und
eben die ganzen Verhältnisse.
Ein früherer Abonnent des Simplicissimus.
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Berlin NW.6, Schiffbauerdamm 19
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Politische und kulturpolitische HalbmonatssGhritt
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