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Die jetzt in Karlsruhe verwahrte Schweizer Sammlung umfaßt
in stark überwiegender Zahl GEASMAEERZEICHNUNGEN, wie
sie als Vorlagenmaterial in der Werkstatt benutzt wurden, ebenso
viele späte Wiederholungen älterer Scheiben und Risse wie Origi
nale, manche Kopien von Kopien in schablonenhafter Deere, dann
wieder sehr stolze Folgen von virtuosen Arbeiten aus dem späten
16. und dem 17. Jahrhundert.
Für die Ausstellung in Zürich wurden die Blätter gesucht, die
von der Kraft der Originalschöpfung noch möglichst viel besitzen;
jene nicht sehr zahlreichen Zeichnungen, die mit den Scheiben
rissen unmittelbar überhaupt nicht Zusammenhängen, und von
den Scheibenrissen die lebendigsten. Der Direktor der Badischen
Kunsthalle, Herr Dr. W. Storck, hatte die Freundlichkeit, sich
zur Ergänzung dieser nur kleinen Kollektion durch einige sehr
wertvolle nicht schweizerische Blätter aus der Zeit um 1500 bereit
finden zu lassen.
So ist das Gesamtbild der AUSSTEERUNG bunt. Die Blätter
und Gruppen sondern sich, ohne Brücken, nach ihrer Wirkungsart,
streben sichtbar voneinander, nicht auf eine gemeinsame Form
der Vorstellung; wie verschieden sind schon allein die Gruppen
Baidung, Altdorfer, Graf, Ambrosius Holbein, Manuel, die alle
mit Arbeiten aus den gleichen Jahren, um 1510 und 1515 ver
treten sind. Sie gewähren aber fast durchweg unmittelbare Be
rührung mit einem starken künstlerischen Trieb und Willen, der
überlegen Handschrift und technische Mittel meistert und sich
ungebrochen und treffsicher ausspricht.
Im Grad wirken sie, jedes Blatt für sich, sehr eindringlich.
Und an die Stelle des Eindruckes trennender Wesensverschieden-
heit der zufällig zusammengewehten Arbeiten kann das starke
Empfinden eines größeren Zusammenhanges treten, wenn man
als Hintergrund der losen Blätter das Werk der Künstler sieht,
denen sie zugehören, und auch die Künstler vor dem gemein
samen Hintergrund ihrer Zeit und Welt gesellt. Die Hülfs-
mittel dafür, Tafelwerke und Bücher über die einzelnen Künstler
und Bezirke, liegen, soweit das Kunsthaus über sie verfügt, in
erreichbarer Nähe für den Besucher der Ausstellung bereit.
Gegenständlich von besonderem Interesse für Zürich ist der
Scheibenriß mit dem thronenden Kaiser Karl, der viel