Volltext: Der Sturm (13 (1922), 4)

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eckiger Tisch mit bunter Decke. An der 
rechten Seitenwand, in der sich eine Tür 
befindet, ein Fauteuil mit hoher Lehne. 
Rechts vom Fauteuil vier verschiedenartige 
Stühle. Links vom Fauteuil vier weitere 
Stühle von verschiedenen Formen. Fauteuil 
und Stühle stehen dicht an der Wand. 
Sowie sich der Vorhang gehoben hat, treten 
durch die Gartentür der Haushofmeister 
und zwei Bediente. 
Der Haushofmeister: Jetzt kommen 
sie. Dass alles bereit ist! (Er geht hinaus). 
Die Bedienten stellen die acht Stühle in einen 
Halbkreis rechts und links vom Fauteuil. 
Dann gehen sie zur Gartentür und bleiben 
auf der Schwelle stehen. Indem sie dem 
Publikum den Rücken wenden, beugen sie 
sich mit dem Oberkörper hinaus, als ob sie 
nach den Gästen ausschauen. Eine Minute 
verharren sie regungslos. Dann stürzt der 
Haushofmeister atemlos herein. 
Der Haushofmeister: Neuer Befehl. 
Sie sind entsetzlich müde. Kissen! Viele 
Kissen! (Er eilt hinaus). 
Die Bedienten gehen durch die rechte Tür 
hinaus. Nach einer Weile kommen sie 
zurück, mit Kissen schwer beladen. Sie 
rücken den Fauteuil in die Mitte des 
Zimmers und stellen die acht Stühle um 
ihn herum, sodass die Stuhllehnen dem 
Fauteuil zugekehrt sind. Sie legen die Kissen 
auf Fauteuil und Stühle und in grossen 
Haufen auf den Fussboden. Dann gehen 
sie zur Gartentür und schauen nach den 
Gästen aus, indem sie wieder dem Publi 
kum den Rücken zukehren. Eine Minute 
bleiben sie unbeweglich stehen. 
Der Haushofmeister stürzt atemlos 
herein: Neuer Befehl. Sie haben Hunger. 
Den Tisch decken! 
Die Bedienten rücken den Tisch in die Mitte 
des Zimmers und stellen den Fauteuil und 
die Stühle rings um ihn herum. Dann 
fangen sie an den Tisch zu decken. Zuerst 
stellen sie eine grosse Vase in eine Ecke 
des Tisches. An eine andere Stelle des 
Tisches legen sie nichts als grosse Mengen 
von Brot. Dann stellen sie acht Weinflaschen 
dicht nebeneinander. Sämtliche Gedecke 
legen sie auf einen Haufen. Einen Stuhl 
lehnen sie dicht an den Tisch, sodass die 
hinteren Stuhlbeine in der Luft sind: Der 
Platz ist belegt! Dann gehen sie wieder 
zur Gartentür, wo sie zwei Minuten regungs 
los stehen bleiben und mit vorgebeugtem 
Oberkörper nach den Gästen ausschauen. 
Der Haushofmeister (stürzt herein): 
Briccatirakame-kamö! (Er eilt hinaus). 
Die Bedienten rücken den gedeckten Tisch, 
ohne an ihm etwas zu verändern, an seinen 
früheren Platz. Den Fauteuil stellen sie in 
schrägem Winkel vor die Gartentür und 
die acht Stühle in einer Reihe hinter ihn, 
sodass sie eine Diagonale über die ganze 
Bühne bilden. Sie löschen das Licht aus. 
Die Scene ist vom Mond, der durch die 
Gartentür scheint, schwach beleuchtet. Ein 
Reflektor, der im linken Hintergrund des 
Gartens versteckt ist, wirft einen Lichtstrahl 
auf die Scene und zeichnet auf dem Fuss 
boden die dunklen, scharfen Schatten der 
Stühle. Indem der Reflektor langsam ge 
dreht wird, bewegen sich die Schatten lang 
sam von Stuhl zu Stuhl bis zum Fauteuil. 
Die Bedienten kauern in einer Ecke des 
Salons. Mit geängstigten Gesichtern und 
am ganzen Leibe schlotternd, warten sie 
darauf, dass die Stühle auf Befehl des 
Fauteuils sich aus dem Zimmer begeben. 
Vorhang 
Gedichte 
Willi Knobloch 
Geben 
Belachendes Glockenklingen 
verringt wildweisses Zittern 
Die Augen meiner Mutter 
wunden 
schmerzen 
Hier 
Nimm es hin 
Zusammen 
Wir durchrasen verwehen Bäumen 
wildbersten gelle Pfeiler 
Wir sind im See des Nachbarn 
Hieroy 
Komm öffne deine weissen Nägel 
Und reisse 
zerre 
schreie 
heule 
Doch lass die Wände stehen
	        
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