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Schulze philosophiert.
W enn man, die Lippen teilend, das Rauchen
beginnt als dreifaches Bewegungsmoment,
dem ein viertes akzidentielles Segment zufällt. Der
Wille zur Macht des Tabaks als navy cut spottet
in der Kalorie der Verbrennung der geistigen
Profitrate. Das Rauchen, an sich Ruhe im infantilen
Verhalten des Lebens, steigert sich bei der Zigarette
zum Dandyismus einer hemmungslosen Projektion
des Sündenfalls. Während die Kunst die einzige
gewachsene Sache des Menschen ist, stellt das
Rauchen eines shag-calumets die trostvolle Gewiß
heit von der Einzigartigkeit des Geschehens und
zugleich die Absolutheit, Indifferenz des Moments
dar, die unvergängliche Wiederkehr alles Schwe
benden in der inneren Versenktheit des Auflösens
in Rauch. Das Rauchen, betrachtet vom abstrakt
konkreten Sein, enthält die Aufhebung einer sozialen
Verlorenheit in den Wohlgerüchen des bryarholzes
und einer vollendeten Form W D & H 0 Wills mild
capstan tobacco Bristol London, dessen Windungen
unter dem Aufrollen des Glimmens im Ansaugen
eines der Pranas oder Tattwas durch den leichten
Geruch der feinen Maserung und seine Hornmund
stückdichte umlagert. Das tabu einer totemmedicin
in der Erlebenssectante des Westeuropäers, beseitigt
alle Einwände einer primitiven Ausdrucksform wie
der Wirtschaftspolitik. Geboren aus der Notwendig
keit, alles Eitle einer unklaren Bildung zu über
winden, ist die Form hingebend, elegant und kurz.
Die Freude des Silbers am Beschlagenwerden und
um den Vierkant des calumethalses aufblätternd
zur gehaltvollen Hohlheit eines doppelt gegliederten
Kopfes, dessen Luftachse sich zwischen den Zähnen
des Rauchenden manifestiert als fünffache Dimension
der Freiheit des Atmens und von Raum und Zeit.
Die Kunst der Besitzgier ist der Anteil einer un
begreiflichen Schöpfung, deren plastische Prismatik
im Huflattich der Buche eine Beziehungsform der
Rose mitteilt. Der lebendige Gedanke der Rose in
Gelb ist das Eigenverkehrsproblem einer wechseln
den Undulation im Aroma des Duftes der festen
Spitzigkeit ihrer Dornen. Der Mensch, bedürfend
eines Katalysators seiner Gehörsdiskrepanzen, ver
leiht dem Fett die Beweglichkeit des Geruchs in
der Seife, als Analogie wertet er die spektrale
Trikolore der zerspringenden Kugel, abgestoßen
von einem Strohhalm, der des Darüberdenkens
seiner Entstehung als quantitative Qualität seiner
Kategorie entfremdet bleibt — die Pneumatiks des
transzendentimmanenten Seelenautos sind an
geblasen vom Elan einer komprimierten Wider
standsfähigkeit, verwandt dem Benzol. Die einzig
artige Verbundenheit des subjektiven Ods mit dem
objektiven Oszillieren des Parfüms macht den
Gebrauch des Eukalyptusinhalators zu einer luna
rischen Angelegenheit der chaotischen Mundhöhle.
Was nun die Gesetze des Lautes angeht.
Hausmann.
Cafe Schulze.
E ine Bandschleife rädert ein bärtiges (Eigelb)
Biergesicht, dessen Auge ein Violinbogen zer-
geigt. Marmorlisch klirrt im Radius von 75 cm
durchlöchertes Firmament, worin blondes Bierglas
segelt. Ein Fenster wirft Weiber auf glühende
Krawatten der Trotteure. Billardqueue kodiert eine
Hure. Sie liebkost stechend den weißen Ball. Die
Drehtür wirft einen Menschen in das Cello. Ange
strengte Sonne verwässert schmalstengligen Sherry-
Brandy. Eine Zigarette schlürft Zerrüttung, spiralt
das Bein einer 15jährigen, Adagio kuppelt.
Glotzen, ein Brett mit Wisky zerlöchern, ein
Brett verbuchten.
Kopf ruht zufrieden in der* Bauchschleife einer
Matrone. Der Ventilator rollt lächerliche Dessous auf.
Langgedächerter Himmel klext in syntetischem
Brillanten, den ein braunes Pferd durchtrabt.
Lärm kugelt Hutgarnituren. Starkstromkerzen
leben in einem Reiher.
Kalligraphisch fernes Tier.
Husten zerklopft das Andante, das den Durst
verringert.
Die geplatzte E-Saite explodiert, ein Mädchen zur
Toilette.
Die zerkrümmte bettelnde Hand kehrt das Lokal
um, die Drehtür zerquetscht den nervenkranken
Bettler.
Im Aufschrei vergiftet er den Wisky, Haß pfaucht
im Cointreau. C. E.
Alte Burschenherrlichkeit.
D ieSchneppen aufdemMittagsstrich erhalten
jetzt wieder eine schmutz’ge Konkurrenz
von aufgeblasnen Studikergestalten
Wie einst im Lenz.
Wie einst im schönsten Lenz der Kaiserära
kann man jetzt wieder mittags pünktlich sehn
die künft’gen Richter oder Oberlehrer
Reklame gehn.
Reklame für die Ordnung, welche bieder
Elitejüngelingen gut und gern
jedweden Tag will zaubern immer wieder
zum Tag des Herrn,
des alten Herrn, dem seine Kapitalien
nun blieben schön bestätigt und vermehrt,
indem er hier schiebt oder nach Neutralien
sich sichern fährt.
Derart gesichert darf jetzt wieder protzen
auf dem beliebten Mittagskorso breit
so zwischen Fechten und Frühschoppenkotzen
die alte Burschenherrlichkeit.
Der alten Herrlichkeit alter Zinnober:
Bockkappen und des Bändelwurmes Zier
schmückt die feuchtfröhlich schmissigen
Hoch das Panier! [Erobrer —
Max Herrmann-Neiße