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Man erinnert sich, daß rechtzeitig zu Sylvester 1919/20 — bei
mir ein Buch erschien: Anna Blume / Dichtungen von Kurt
Schwitters. Dieses Werk hat inzwischen die 10. Auflage erreicht.
Schwitters und ich haben beinahe einen ganzen Wäschekorb
voll Kritiken, Briefe, Karten u. s. w. erhalten. Die witzigsten,
boshaftesten, dümmsten und klügsten Dokumente habe ich aus
gewählt, unterbreite sie hier den Zeitgenossen. Christof Spenge
mann, der in Hannover lebende kluge Kunstkritiker hat eine
durchaus kongeniale Broschüre im Zweemann-Verlag erscheinen
lassen: Die Wahrheit über Anna Blume; sie ist notwendig für jeden
Intellektuellen, das Phänomen Anna Blume zu ergründen.
Daß Kurt Schwitters seit einigen Monaten an einem großen Roman
herumdichtet, war vorauszusehen. Ich bin berechtigt, schon jetzt
den Titel verraten zu dürfen: Franz Müllers Drahtfrühling — der
Liebesroman der Anna Blume. Der Roman spielt in der Siedlung,
in der Herr Schwitters zu leben gezwungen ist, und erzählt vom
Wandel und Handel der Eingeborenen. pst.
©te ©oßumenfe:
dada
„Sie müssen in ihrer Schande erschrecken, die über mich schrien:
„Da da!“ Psalm 40, 16.
So schreibt die bekannte Bibel laut Hannoverschem Kurier v. 16.1.20.
Dr. G. Praetorius an den Verleger. Hannover, 25.12.19.
M. 1. St. Herzlichen Dank für Anna Blume! Ich möchte Sie
sogar schnöderweise um noch 1 Exemplar bitten, mit Dedi-
kation des Verlegers (woran mir u. a. auch aus historischen
Gründen liegt!) — Das erste hat man mir nämlich prompt geklaut,!
Ich glaube übrigens nicht, daß es sich bei der Geisteskrankheit
von K. Schwitters um Paralyse handelt, wie viele annehmen.
Vielmehr scheint es sich um eine (ziemlich, vorgeschrittene)
Dementia praecox zu handeln. Solche Kranke sind in der Pro-
l duktion von sinnlosem Wortsalat besonders fruchtbar und furcht
bar. Sie können in jedem Lehrbuch der Psychiatrie Beipiele
finden, die den Schwittersschen Elaboraten ähnlich sind wie ein
Ei dem andern. Noch mehr von dieser Sorte zu verlegen,
dürfte sich deshalb wohl kaum empfehlen; überlassen Sie das