12
neidlos dem Zweemann. — Hoffentlich wird der wackere Dich
tersmann nicht so bald interniert; er scheint ja sonst ein ziem
lich harmloser Irrer zu sein. Nur von Polemiken müßten ihn
seine Freunde fernhalten; sowas könnte ihm denn doch mal
verhängnisvoll werden!
Zweiter Brief: Hannover, 29. 12. 19.
M. 1. St. Der Fall Schw. scheint mir sehr einfach zu liegen.
Entweder ist er verrückt oder er mimt es — aus Geldgier,
wie Sie meinen. Es gibt wohl keinen Menschen, der nicht zu
erst das Letztere angenommen hätte. Und in der Tat, gegen
eine veralbernde Silvesternummer der Silbergäule (etwa im
Sinne des ganz köstlichen Dadaistenaufrufes!) wäre ja gar nichts
zu sagen. Nur würde ich dann raten, bald die Karten aufzu
decken! Es dürfte sonst für Ihre anderen Autoren recht pein-
. lieh sein, in dieser lieblichen Gesellschaft ediert zu werden. —
Aber einiges scheint gegen diese Auffassung zu sprechen. 1. Kenner
von Schw. (Person und Opus) versichern, daß sich diese Ver
blödung organisch entwickelt hätte. Ich kenne den „Künstler“
Gottseidank nicht. 2. Es wäre denn doch arg unanständig, aus
Geldgier andauernd den arglosen Zweemann, den arglosen Sturm
und vor allem den braven Spengemann hineinzulegen. 3. Sehr
verdächtig ist der offene Brief an Frehsee, der denn doch be
trüblich dumm und witzlos ist. — Schließlich, wer sich systema
tisch zum Hanswurst macht, kann sich nicht wundern, wenn
man ihn dafür hält und dementsprechend behandelt. — Warten
wir ab! Zur Aufregung scheint mir wenig Grund; aber vom Leibe
halten würde ich mir so einen Kavalier unter allen Umständen!
Zeugnis: Hannover-Wülfel, 28. 11. 18
M&sifeer dieses, Herr Kurt Schwitters, geboren zu Hannover am
m J»i 1887, war vom 25. Juni 1917 bis zum heutigen Tage in
ainserem technischen Büro angestellt. Seine Tätigkeit bestand in
der Abfertigung von Werkstattzeichnungen und der Herausgabe
sonstiger Werkstattangaben. Herr Schwitters war pünktlich und
bestrebt, seine Aufgaben zu unserer Zufriedenheit zu erledigen.
Seine Führung war einwandfrei. Sein Austritt erfolgt heute auf
seinen Wunsch und mit unserem Einverständnis, um ihm die
Möglichkeit zu geben, sich wieder ganz seinem Beruf zu widmen.
Eisenwerk Wülfel