Volltext: Der Marstall : Zeit- und Streit-Schrift des Verlages Paul Steegemann (1/2)

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©te ©abaßtafte / (Eine (Re^enftoit von (Efdßunb 
Als Hauptergebnis der Wahlen 1920 darf es wohl bezeichnet 
werden, daß die Deutsche Volkspartei unter dem Rufe: Dada 
Dada über alles (abgekürzt: Dadalles) in corpore zu den Dada 
isten übergetreten ist. Sie ist bekanntlich sowohl als auch teils 
dafür und dagegen, hinwiederurrf obzwar. Dies aber ist gerade, 
auf die kürzeste Formel gebracht, das Prinzip des Dadaismus. 
Stresemann ist bereits zum Ei-wei-dada ernannt worden und 
hat seine Mitarbeit an der „Geschichte des Dadaismus“ (er 
scheint in zwölf Lexikonoktavbänden unter der Direktion vom 
Kaiserlichen Rat Huelsenbeck) zugesagt. 
Über des erlauchten Schwitters „AnnaBlume“ braucht keinWort 
mehr verloren werden, das sie nicht selbst bereits verloren hätte. 
Des Herrn Melchior Vischer „Sekunde durch Hirn“ ist 
ein ganz übler Kolportageroman. Er könnte direkt von Goethe 
oder Balzac geschrieben sein. 
„Die Kathedrale“ ist ein Album mit Ansichten vom Nieder 
walddenkmal, Hindenburg,. Otto Ernst, Courths-Mahler und 
Henny Porten. Ein jeder guter deutscher Bürger wird es gern 
im Salon auf der Plüschdecke aufliegen haben. 
JanvanMehan, der weit über die Grenzen seines engeren Vater 
landes sowie seinesVerstandes hinaus bekannte holländische Dich 
ter,hat dieTragödie derUrlaute,dasWeihefestspiel(fürOberammer- 
gau zur Aufführung angenommen): „Weltgericht“ geschrieben — 
was sag ich, geschrieben: geseufzt, geheult, gezischelt und ge 
johlt. Das Drama besteht ausschließlich aus Vokalen. Die Kenntnis 
der Konsonanten ist nicht zu seinem Verständnis erforderlich. 
Es sei besonders den fortgeschrittenen Säuglingen empfohlen, 
hans arp ist der Eichendorff des Dadaismus, ihr mystischer Mei 
ster Eckehard. Seine Verse sind manchmal verständlich. Zuweilen 
rührensiesogardurcheinenstillenKlang. SeinVersbuchbetitelt sich 
„Die Wolk enpumpe“ und ist wie alle eben empfohlenen Bücher 
im Verlag der Silbergäule Paul Steegemann, Hannover, publiziert. 
Huelsenbecks „Verwandlungen“ (Rolandverlag, München) 
ist eine antidadaistische Groteske. 
Gleichzeitig wird bekannt, daß der Verlag Erich Reiß den 
allgemeinen internationalen dadaistischen Welt-, Wald- und 
Wiesenalmanach ankündigt, unter Mitarbeit von George Groß, 
Ludendorff, Sternickel, Pfarrer Kneip, d’Annunzio, Wulle, Tzara, 
Dr. Heim, Max Pallenberg, Rudolf und Wilhelm Herzog usw. 
Na, wir werden ja sehen.
	        
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