Volltext: Der Marstall : Zeit- und Streit-Schrift des Verlages Paul Steegemann (1/2)

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ferner: ©te gefofün Weffrd'ffef 
1° Um einen Feuerball rast eine Kotkugel, auf der Damenseiden 
strümpfe verkauft und Gauguins geschätzt werden. Ein fürwahr 
überaus betrüblicher Aspekt, der aber immerhin ein wenig unter 
schiedlich ist: Seidenstrümpfe können begriffen werden, Gau 
guins nicht. (Bernheim als prestigieuser Biologe zu imaginieren.) 
Die tausend Kleingehirn-Rastas embetantester Observanz, welche 
erigierten Bourgeois-Zeigefingern Feuilletonspalten servieren 
(o pastöses Gepinkel!), um Geldflüsse zu lockern, haben dieser- 
halb Verwahrlosungen angerichtet, die noch heute manche Dame 
zu kurz kommen lassen. (Man reflektiere drei Minuten über die 
Psychose schlecht behandelter Optik; klinisches Symptom, pri 
mär: Unterschätzung der Damenseidenstrümpfe; sekundär: Ver 
dauungsbeschwerden.) 
3° Auch einem Lokomotivführer fällt es jährlich wenigstens ein 
mal ein, daß seine Beziehungen zur Lokomotive durchaus nicht 
zwingend sind und daß er von seinem Ehgespons nicht viel mehr 
weiß als nach jener warmen Nacht im Bois. (Hätte ich La 
Villette genannt oder die Theresienwiese, so wären beide Be 
ziehungen gänzlich illusorisch; Fingerzeig für Habili-tanten: 
„Uber topographische Anatomie, psychischen Luftwechsel und 
Verwandtes.“) Im Hotel Ronceroy oder in Picadilly kommt es 
hingegen bereits vor, daß es verteufelt unklar wird, warum 
man jetzt gerade auf seine Hand glotzt und trillert, sich kratzen 
hört und seinen Speichel liebt. Diesem scheinbar so fried 
lichen Exempel ist die Möglichkeit, daß das penetrante Gefühl 
der Langeweile zu einem Gedanken über ihre Ursache sich 
emporturnt, am dicksten. Solch ein lieblicher Moment arrangiert 
den Desperado (o was für ein Süßer!), der als Prophet, Künstler, 
Anarchist, Staatsmann usw., kurz als Rasta Unfug treibt. 
7° Die schönste Landschaft, die ich kenne, ist das Cafe Barratte 
bei den Pariser Hallen. Aus zwei Gründen. Ich machte da 
selbst die Bekanntschaft Germaines, die u. a. zischte: „C’est 
possible que je serais bonne, si je savais pourquoi.“ Hämisch 
gestehe ich es ein: ich erblaßte vor Freude. Und dann hat in 
diesem freundlichen Lokal Jean Kartopaites, der sonst nur mit 
Herren ohne Stehkragen sich einließ, den Verkehr mit mir brüsk 
abgebrochen, weil ich so unvorsichtig war, den Namen Picasso 
fallen zu lassen.
	        
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