Full text: Der Marstall : Zeit- und Streit-Schrift des Verlages Paul Steegemann (1/2)

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„Dazu dürfte zu bemerken sein, daß alle, die aus literarischem 
Interesse in Verlaines Dichterseele und sein Schaffen einen tieferen 
Einblick tun möchten, die französischen Originalausgaben wohl 
vorziehen werden. Ein Bedürfnis, jetzt für Literaturfreunde eine 
deutsche Ausgabe dieses zynischen Buches herauszugeben, 
wird sich schwerlich nachweisen lassen.“ 
Die Redaktion des Börsenblattes ist eingesetzt vom Börsenverein der 
deutschen Buchhändler, dessen Aufgabe satzungsgemäss nur darin 
besteht, die wirtschaftlichen Interessen seiner Mitglieder zu vertreten. 
Darüber hinaus ist die Redaktion durchaus nicht verpflichtet, Ur 
teile über künstlerische Dinge von sich zu geben, 
Zeitschrift für Bücherfreunde: Dies Buch erotischer Ge 
dichte ist von dem alternden Verlaine geschrieben; es erschien 
auch in Frankreich nur in einem numerierten, heute von den 
Bücherfreunden begehrten Privatdruck. Ein erotisch verwildertes 
Buch, aber überglänzt von dem Künstlertum des lyrischen Ge 
nius; ein Dokument gepeitschter Menschlichkeit, die Verse 
eines leidenden Flagellanten, erfüllt von den animalischen Lauten 
entfesselter Sinnlichkeit. Curt Moreck hat die Gedichte aus 
gezeichnet übertragen, es ist etwas von dem vibrierenden Rhythmus 
Verlainiescher Kunst in seinen Nachdichtungen. Er hat den Stücken 
des Buches „Femmes“ noch vier aus der gleichen Sphäre hin 
zugefügt, die aus dem Manuskript übersetzt sind. Unter ihnen 
ist eins „Liebeskämpfe“ das beste des ganzen Zyklus, von auf 
bäumendem Schwung und großem Umriß. Das Buch ist auf 
Bütten gut gedruckt und geschmackvoll gebunden. Hans Bethge 
Vossische Zeitung: Erstmalig liegen nun diese unerhört hin 
gerissenen Verse des schon bei ihrer Entstehung Alternden in 
deutscher Sprache vor. Sie sind trotz gewisser morbider Züge von 
einer fast holländischen Deftigkeit, mitunter etwas knallig, aber 
doch in ihrem bacchanalischen Humor farbensatteste Gemälde. 
Manfred Georg 
Die Neue Rundschau: Wenn es die Definition Gottes ist, keine 
Gegensätze zu kennen, so hat dieses Buch ein Gott geschrieben. 
Der Zusammenhang alles Seienden ist in 23 Gedichten bis zu 
einem Grade sichtbar im Bilde und hörbar im Rhythmus ge 
worden, daß man mit dem Buch die Welt in der Hand zu tragen 
glaubt. Was ist häßlich, schlecht, niedrig? Alles, solange man 
nicht in allem das Gleichnis gefunden hat; nichts, sobald es mit
	        
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