Full text: Der Marstall : Zeit- und Streit-Schrift des Verlages Paul Steegemann (1/2)

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Zwei Stücke als Probe aus dem Werk: 
DAS GESPRENGTE MASSENGRAB 
„Es mag eine offene Frage bleiben, ob Michael 
Kramer ... zu den Bühnenstücken gehört, die in 
dem am 1. August 1914 sich plötzlich öffnenden 
Massengrab für Deutschfeindliches und Deutsch- 
fremdes mitversunken sind oder hätten mitversinken 
müssen“. Martin Frehsee, Hann. Kurier, 14. 10. 16. 
Der schaffende Künstler Martin Frehsee ist, nach Kürschner 
und anderen Quellen, schon ein älterer Herr und durchaus beste 
Friedensware auf holzfreiem Papier — von ihm wird später 
noch einiges zu sagen sein. Der Kritiker „mf“ tat am 1. August 
1914 den entscheidenden Handschlag zum Werk des reifen 
Mannes: er grub eine große Grube, in die er nicht selbst 
hineinfiel, sondern andere Leute einpackte, einen neben den 
anderen — alle, die er nicht leiden konnte, und von denen er 
schlicht und einfach behauptete, sie paßten nun nicht mehr in 
die Welt und müßten eiligst abkratzen — zugleich so ungefähr 
alle, die bis dahin im Vordergründe des deutschen Theaters die 
besseren und besten Plätze mit Beschlag belegt hatten. — 
„Wer sind Sie — Henrik Ibsen — der olle Magus aus Norden — 
Sie haben lange genug herumgespukt und Menschen und Tiere 
gequält, mausetot sind Sie, alter Herr — rin ins Loch und Sand 
drauf! . . . Gerhart Hauptmann — na warte, Ihnen wollt’ ich 
schon lange gern mal die Wahrheit sagen, Sie Dussel! Jetzt ist 
es aus mit Liebe und Sehnsucht und all so’nen seelischen Fest 
verzierungen — jetzt wird Granit gebissen, daß die Schwarte 
knackt, Sie mitleidiger Hampelmann Sie! . . . Frank Wedekind, 
couchez cochon, kein Wort mehr!... Bernard Shaw, — die Höhe 
der Frechheit, daß Sie sich hier noch herumtreiben, Sie feind 
licher Ausländer— Ihre Helden besehen jetzt deutsche Hiebe!... 
Liegen Sie bitte ganz still, Artur Schnitzler, Sie haben sich über 
lebt — wir sind zwar sehr für Nibelungentreue, aber eben des 
halb haben wir an schmachtlappigen k. u. k. Liebeleien keinen 
Bedarf — bedaure sehr, sogar Anatol ist zum Cadre einge 
rückt . . . Und Sie? Strindberg heißen Sie? Sie haben mir 
gerade noch gefehlt! Nach Damaskus gehn wir nicht! Marsch 
in die Kuhle! . . . Tolstoj, Gorki, Tschechow — wird’s bald? — 
oder ich lasse Sie als Spione verhaften! Die ganze Richtung paßt 
mir nicht!“ Und Hofmannsthal und Bahr und Sternheim 
und Maeterlinck und Courteiine und Heyermans und Björnson 
und viele andere noch — alle, alle wurden in die Grube getan, 
und wenn Herbert Eulenberg nicht schleunigst die Wacht am 
Rhein gepfiffen hätte, wär’s mit ihm auch aus gewesen. Nur
	        
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