58
Gezwungen!
Sein schönes einsames Herz unter alle verteilt ... nur
war nicht mehr zu erkennen und darum zu rechten, wieviel da
von in jedes Brust und Schoss und Mund und Auge schlug, und
um sein flatterndes Allein war es unwiederbringlich geschehen!
Hatte er nicht die einzige Waffe verschenkt?
Wozu jetzt auch Waffen ...
„ ... — meine Scham ist Deine Scham, Bruder! ..."
„Lieber guter Bissen in hohler Hand!“
Er Hess seine Hütte verfallen,.seine Beete verderben, seine
Tiere sich verlaufen, die Frau von sich abgleiten.
Von Herd zu Herd rann sein Tag.
„Lieber guter Bissen in hohler Hand ...“
* *
*
Als er ein Scheit nahm, es weit von sich hielt, plötzlich
wie in Ohnmacht zerbrach, ins Feuer stiess mit dem Fusse,
schluchzte, die schon glühenden Stücke noch einmal fasste, küsste
und behutsam beiseite schob, sah ihn Rene.
Halb Abscheu, halb Neugier, wie in ein Glas mit Gift.
Durch und durch.
Dass der Blinde der wachsenden Widerwillen wie Schweiss
roch.
So sassen sie sich gegenüber, jeder seine Seele noch am
Zügel, wie ein Tier, das schon Beute wittert.
Renes Schweigen ein Turm, um den stumm schwarze ge
wappnete Vögel glitten. In Blutgier zitternde Vorwürfe.
Der Andre wie ein Wasser ohne Ablauf.
Durch tausend Labyrinthe auf einander zu ...
■ Bis Rene ihn als lebloses Bündel hatte und vors Tor
zwang, zwang ... hin zu des Blinden verwilderter Farm, drei
mal dessen blutiggeschlagene Stirn auf den zerbrochenen Tisch
hieb unter dem blühenden Apfelbaume, „Bruder ... Bruder!"
dazu knirschte und, ohne sich umzuwenden, mit beherrschter
Selbstzufriedenheit ins Unhörbare schritt.
* *
*
Klaubte sich der Blinde zusammen ...
Feierten die braunen Frauen im Haine das Fest ihrer
Reinigung, hüpften Harfen durchs Gezweig, und aus blöden Fens
tern kroch das Geschnarch der Männer, der trunknen von diebs
frohen Witwer-Gelage.
Kroch ^der Blinde zum Herd zurück, nahm das brennende
Scheit.
Hielt es wie eine Fahne.
0 Nacht, o Nichts, o Schwan, der kein Arg mehr kennt!
Liebe, gute, arme Hütten ihr ...