Full text: Sirius : Monatsschrift für Literatur und Kunst (7)

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dem Räuber in die Augen zu bohren, der nun alle Kräfte auf 
wandte, mit der einen Hand seinen Gegner zu erwürgen, 
während die andere den Kampfpreis in die Tasche zu stecken 
trachtete. Doch der schon fast Besiegte, dem die Verzweiflung 
neuerlich Kraft gab, richtete sich wieder auf und stiess mit dem 
Kopf so wuchtig gegen den Magen des andern, dass dieser 
niederkollerte . . . Weshalb einen scheusslichen Kampf schildern, 
der überdies länger währte, als diese kindlichen Kräfte es wahr 
scheinlich machten? Der Kuchen flog von Hand zu Hand und 
wechselte fortwähreud die Tasche. Aber, ach, er änderte auch 
seinen Umfang. Und als die beiden erschöpft, atemlos und 
blutend endlich innehielten, ganz ausserstande weiterzukämpfen, 
da gab es in Wirklichkeit keinen Streitgegenstand mehr. Das 
Stück Brot war fort. In Krumen verstreut, lag es umher, ähnlich 
dem Sand, mit dem es sich vermischt hatte. Dieser Vorfall 
hatte mir die Landschaft verleidet. Die stille Freude, die meine 
Seele erfüllte, ehe ich diese kleinen Menschen gesehen hatte, 
war völlig entschwunden. Lange betrübte mich das alles sehr 
und unausgesetzt fast wiederholte ich: „Es gibt also ein herr 
liches Land, wo das Brot Kuchen heisst und ein solch seltener 
Leckerbissen ist, dass es einen brudermörderischen Krieg zu 
verursachen vermag.“ 
Charles Baudelaire 
(Aus dem Französischen von Walter Serner) 
Zeichnung 
Hans Arp 
Inhalt der vorigen Nummer: 
Walter Serner: Die Alten und die Neuen; Theodor Däubler; Die 
Russin; Die Leiche; Peter Altenberg', Splitter; Paul Claudel: Der 
Ruhetag; Theodor Däubler: Die Schraube; mit Zeichnungen von 
Pablo Picasso, Alfred Kubin, Hans Arp und Christian Schad.
	        
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