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Es stand für mich einfach fest. Und dass ich heute diese Aus
sprache suchte, das sollte für mich nur die letzte Bestätigung sein.
0 wie billig Ihre Mittel sind ! Den Flaneur gegen den Staats
beamten ausspielen! Den Künstler gegen den Arbeiter! Ich meine,
das Fräulein, das auf diese Romantik nicht hineinfliegt, wenn sie
pathetisch genug vorgeturnt wird, ist noch nicht empfangen worden!
Und dann, sollten Sie vielleicht so läppisch sein wollen zu be
haupten, ich halluziniere, so unterschätzen Sie meine Psychologie.
Wenn man den Faubourg St. Germaine so bei den ... ja ge
wiss, bei den braunen Haaren herbeizieht und zu oft als erfor
derlich den cheri anbringt, der man ja doch so gerne schon unge
schmälert sein möchte . . . ich meine, da ist nichts mehr zu wollen,
lieber Scharoll, aber schon gar nichts mehr. Ich sehe nur bei der
ganzen Geschichte nicht ein, warum Sie und Germaine nicht offen
gegen mich waren. Sie kennen mich ja so weit, um zu wissen,
dass ich nicht mit dem Säbel oder mit Paragraphen komme.
Aber natürlich . . . diese Möglichkeiten haben Sie ihr ja einge
redet, um Ihrer Sache sicherer zu sein, ja natürlich. . .“
„Aber Kanulf, was . .
„Ja natürlich. . . ja, ja. ... Ich bin doch kein frischgelegter
Hase. Ich weiss doch bis auf die Silben Ihr ganzes Arrangement
und verhehle Ihnen keinen Augenblick, dass ich Sie bekompli-
mentiere. Sie haben ganz meisterlich gespielt, so meisterlich, dass
ich, als ich an den Tisch kam, meinen ganzen Plan umwarf und
mich regelrecht entschuldigen wollte. Da spielt der Herr aber so
fort den Gestörten, Belästigten. Das Gegenteil natürlich! Sehr
fein, muss man schon zugeben. So fein, dass ich wahrhaftig alles
in den Wind schmiss und einfach glaubte, er ist arrogant und
arrogant wurde. Aber dann kam Ihr erster Fehler. Wie konnten Sie
auch nur! So tun, als ob Sie nichts mehr wüssten . . . Wissen
Sie, wann Sie sich verrieten? Als Sie das doppelgestrichene Jaa
so entzückend danebengedehnt losliessen. Aber, das gebe ich
ohne weiteres zu, Sie bemerkten Ihren Lapsus sofort und spielten
haha . . . zu meiner Beruhigung Persönlichkeit. Grossartig!
Wirklich grossartig! Aber das verpatzte ich Ihnen rasch, nicht
wahr? Als ob ich nicht gewusst hätte, dass man nur mit
Konversation hineingelegt werden kann! Und ich habe Sie hin
eingelegt, lieber Scharoll, liebes Scharöllchen. Und nun ge
statten Sie, dass ich mich empfehle . . . Ober, zahlen!"
„Kanulf, bleiben Sie, ich werde Sie . . .“
„Pardon . . . überzeugen, nicht wahr, dass Germaine noch
ein unschuldiges Kind ist . . . Jaa . . , So wars doch, nicht
wahr?“
„So bleiben Sie doch noch einen Augenblick.“
„Aber, aber . . halten Sie sich doch nicht selber für so albern.
Sie, Ober, also wenn die Kleine kommt, Sie wissen schon, so