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bar hervor, daß miau unwillkürlich an das in tierärzt
lichen Schulen an die Wand gemalte Pferd erinnert
wird, idas zur Belehrung der Studenten alle nur denk
baren Gebrechen und Krankheiten aufweist.
In den rein autokratisch regierten Ländern weiß
man wenigstens, wer der Schuldige ist, wenn Fehler
oder Verbrechen begangen werden. In der schein-
konstitutionellen Monarchie aber ist der Schuldige
immer in der Lage, sich mit der scheinbaren Mit
wirkung der Volksvertretung zu decken, sich also der
Strafe unid den Folgen seiner Handlungen zu ent
ziehen. Der unverfälschte Autokrat lenkt den Un
willen des Volkes unmittelbar auf seine Person, der
Pseudo-Autokrat benutzt die angebliche Volksver
tretung als Blitzableiter, der das herauf ziehende Un
wetter von seinem Throne ablenkt. Dies der Grund
des durchschlagenden Erfolges der russischen Revo
lution an den Iden des März 1917. Dies einer der
wichtigsten Gründe dter Unfähigkeit zur revolutio
nären Aufraffung bei den Völkern der verbündeten
Kaiserreiche.
Etwaigen Versuchen des deutschen Volkes, sein
Schicksal in die eigene Hand zu nehmen, bietet sich
daneben noch die besondere Schwierigkeit, daß
Deutschland nicht, wie andere Länder, mit einer
Herrsoherfamilie, sondern mit mehreren Dutzend
Potentaten aller Macht- und Größengrade gesegnet ist.
Das Uebel ist in Deutschland in potenzierter Form
vorhanden, ist sozusagen in einen großen Block zu
sammengeballt, und (die Deutschen haben sich bisher
■noch nicht als die Atlanten gezeigt, die zur Fort
bewegung solchen Schwergewichts fähig wären. Wäh
rend es in anderen Ländern nur einer Revolution
bedarf, um sich von einer dem Lande schädlichen
Monarchie zu befreien, sind in Deutschland Dutzende
von Revolutionen und Revolutiönohen hierzu nötig.
In lallen deutschen Monarchien ist das Thronfolge-
recht in gleicher Weise geregelt: überall folgt der
älteste Sohn dem Vater. Wie überall, ist die Thron
folge an keinen Befähigungsnachweis, nicht einmal
an den Nachweis des guten Willens geknüpft. Um