Full text: Almanach der Freien Zeitung (1918)

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Daß die Junker, die Pangermanisten, alle an der 
preußisch-deutschen Hegemonie Interessierten, ferner 
alle überzeugten Anhänger des Hauses Hohenzollern 
vom achtbaren Monarchisten bis zum verächtlichen 
Byzantiner ihn ablehnen, ist nicht weiter verwunder 
lich. 
Aber es gibt — täuschen wir uns darüber nicht 
— auch aufrichtig demokratisch und freiheitlich ge- 
richete Leute, die sich nicht mit ihm befreunden 
können. 
Sie sagen: die Alliierten proklamieren das Selbst 
bestimmungsrecht der Völker. Gibt es eine primi 
tivere Forderung der Selbstbestimmung als das Recht 
auf „Homerule“, das Recht jedes Landes und Volkes 
darauf, sich seine Regierung so zu setzen, wie es selbst 
es willl 
Nichts erwünschter — so sagen diese Leute — als 
wenn Deutschland sich demokratisiert oder sich an 
Haupt und Gliedern oder wenigstens am Haupt sich 
republikanisiert, das heißt der erblichen Kaiserwürde 
ein Ende macht, wenn es schon das erbliche Landes 
fürstentum beibehalten will. 
Aber: Germania farä da se. Es muß Deutschland 
überlassen bleiben, wie es sich im Innern einrichten 
will. Nimmermehr darf eine Friedensbedingung dar 
aus gemacht werden. 
Wer aufrichtig so spricht — nicht alle, die so spre 
chen, sind aufrichtig —, verdient keinen Taidel. 
Aber Wilson und die wie Wilson denken, können 
ihm entgegenhalten: 
Gewiß: es ist nicht Aufgabe Lloyd Georges und 
Clemenceaus und Wilsons, für die Demokratisierung 
Deutschlands zu sorgen, sintemalen in den betreffen 
den Ländern dieser Herren auch noch sehr viel in 
dieser Richtung zu tun ist. 
Aber habt ihr deutsche Demokraten euch wirklich 
immer so konsequent auf den Standpunkt der Nicht 
einmischung in innerpolitische Verhältnisse anderer 
Länder gestellt 1 ? 
Wie war es denn? Habt ihr nicht Bethmann zu- 
gejubelt, als er — ein wahrlich sehr Berufener! —
	        
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