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stehen können, wenn nicht alle europäischen Regie
rungen es unterstützt hätten.
Es nach diesem Kriege aus kleinlichem 1 politischem
Opportunismus, den nur Regierungen, aber nicht die
Völker kennen, leben zu lassen, wäre ein Verrat am
zukünftigen Frieden.
ÖSTERREICHS KULTURMISSION
von. Hugo Ball.
(Nummer 64, 21. November 1917.)
Die österreichische Kulturmission reicht zurück in
die Zeiten der alten Ostmark, Idie den christlichen Staat
gegen die Rauibüberfülle der Awaren und Magyaren
schützen sollte. Die alte Ostmark bestand schwere
Kämpfe. Auf ihre oft gefährdete Position richteten
sich die Blicke der ganzen Christenheit, und jene Für
sten, die dort gegen das Heidentum siegten, verdienten
Sich damit die ganz besondere Auszeichnung des Stell
vertreters Christi in Rom. Mit den Kriegen dieser Zeit
ist die höchste geistliche und weltliche Heldenehre ver
bunden; sie haben den Sinn von Kreuzzügen unld
schließen bereits allen Furor der Verchristlichung und
der Entnationalisierung der unterworfenen Völker in
sich. In diesen frühesten Zeiten der theokratischen
Verteidigung und Eroberung ist es das christliche
Ideal abendländischer Kultur und Sitte, das man nach
Osten trägt oder verteidigt, und aus diesen Zeiten er
hielt sich die deutsch-österreichische Ueberzeugung,
Werkzeug Gottes und Vorkämpfer Ider abendländisch-
europäischen Kultur zu sein.
Im 17. Jahrhundert, nachdem die aus dem Ural
kommenden Magyaren seßhaft und katholiziert worden
waren, kam dazu die Mission gegen die Türkengefahr
und der Befreiung vom Türkenjooh. Und in der un
garischen Fassung der Pragmatischen Sanktion vom
Jahre 1712 kommt neben dem Zwecke der Abwehr
äußerer Gewalt und der Unterdrückung verhängnis
voller innerer Unruhen das weitere Ziel zum Ausdruck,
der Christenheit Ruhe und ständigen Frieden zu