Volltext: Almanach der Freien Zeitung (1918)

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beigebracht worden, zuletzt die im Vorstehenden teil 
weise wiedergegebene mutige Rede des Abgeordnetn 
Tresitsch - Pavitschitsch, daß diese Unterdrückung 
nnld Ausbeutung in vorbedachte systematische Ver- 
nichtung unJd Ausrottung überging. Es sei nochmals 
nachdrücklich darauf hingewiesen, daß die vorstehen 
den unglaublichen Mitteilungen von der Tribüne des 
österreichischen Parlaments gemacht wurden unter 
voller Nennung der Oertlichkeiten, teilweise auch der 
Veranstalter und Täter der unmenschlichen Maß 
nahmen und der davon betroffenen Opfer. Der mutige 
Ankläger war sich vollständig der Gefährlichkeit 
seines Vorgehens bewußt, er kennt die mittelalter 
lichen Gewaltmethöden der Machthaber in der Donau 
monarchie. Darum erklärte er auch einleitend, er 
wisse wohl, und zwar aus eigener Erfahrung, daß an 
dem Ort, wo er spreche, die Immunität des Wortes 
nur ein Spielzeug für Naive sei, daß ihn aber die 
Stimme des Gewissens und der Pflicht, die stärker als 
der Drang zum Leben, und die Liebe zu seinem Volk, 
das ihm teurer als sein Leben sei, zum Reden zwinge. 
Sollte er aber angesichts der dunklen Mächte, die 
diesen schrecklichen Krieg veranlaßt haben, und denen 
er selber im Kerker beinahe erlegen wäre, auf irgend 
eine Art plötzlich verschwinden, so sei der Grund nicht 
in Lebensüberdruß zu suchen, wenn ihm auch seit drei 
Jahren der Told mehr wie einmal als wünschenswert 
erschienen sei. 
Wir wollen diesen todesmutigen Kämpfern und 
Abgeordneten für das sterbende südslawische Volk 
wenigstens dadurch zuhilfe kommen, daß wir ihre 
Proteste, Anklagen und Enthüllungen da zu Gehör 
zu bringen versuchen, wo die Menschlichkeit noch 
nicht im Blut erstickt ist. Denn es ist so, wie ein 
über diese Geschehnisse entsetzter Reichstagsabgeord 
neter sagte: „Bas fällt nicht mehr in die Kompetenz 
des Wiener Parlaments, das gehört vor den euro- 
päisehen Bich terstuhl.“
	        
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