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zu antworten, der nicht, wie wir alle es wünschen,
zum Frieden und zur freundschaftlichen Zusammen
arbeit der Völker beiträgt, sondern zum Entfachen
neuer Kämpfe, wie sie noch nie dagewesen wären und
die viel weittragender sein würden, als es seihst ihre
Urheber ahnen.
Wir konstatieren weiter offen, daß man diese
Rechtsmißbräuche gegen unsere Völker in einem
Momente begeht, da die breitesten Schichten unserer
Völker nach beispielloser Entbehrung während unend
licher Kriegsjahre und nach einer gänzlich mißlun
genen Ernährungspolitik, vor einer wahren Kata
strophe stehen.
Deshalb bedauern wir schwer, daß in den Augen
blicken, da wir kein Brot haben und wo wir nicht
wissen, was uns der Morgen bringt, diesen beispiel
losen sozialen und ökonomischen Leiden noch ein
neues politisches, nationales und staatsrechtliches Un
recht hinzugefügt wird, und daß dadurch eine Span
nung entsteht, deren Folgen heute niemand absehen
kann.
Wir erheben unsere Stimme dagegen, daß die Re
gierung jetzt, da die Prinzipien der demokratischen,
staatlichen Gleichheit und menschlichen Autonomie
überall erstarken, gegen uns vorgeht mit Experimen
ten, die in Wahrheit nichts anderes bedeuten, als eine
neue Erstarkung des Absolutismus und eine Ver
mehrung des bureaukratischen Apparats. Anderseits
aber verachtet man alle Forderungen unserer Völker.
Nachdrücklich protestieren wir dagegen, daß in
der Zeit, wo die Parlamente aller in Wahrheit demo
kratischen Staaten über das Schicksal ihrer Völker
selbst entscheiden, die Regierung das österreichische
Parlament vertagt hat ohne wahren Grund und Not
wendigkeit, und zum Schäden aller öffentlichen Inter
essen. Die Abgeordneten verlieren so von neuem die
parlamentarische Tribüne, nachdem sie ganze drei
Jahre unter dem Drucke der Militärdiktatur gelitten
haben. Die Verantwortung für die Folgen fällt in
erster Linie auf die Regierung, die mit diesem
Ihrem Schritte von neuem der ganzen Welt gezeigt