eben, daß sie für später den „Ansban“ der „Vertre
tungen“ auf „breiter“ Grundlage“ zugestehen wollten.
Soviele Worte, soviel Kautschuk. Außerdem: chiffons
de papier, „Not kennt kein Gebot“. Damit ist der Wert
der „Zugeständnisse“ genügend gekennzeichnet.
Was die deutschen — und die getreulich in ihrem
Kielwasser segelnden österreichischen („Manchester
Guardian“ e tutti quanti mögen es sich merken) —
Unterhändler aber unter allen Umständen nicht zuge
stehen wollten, waren wirkliche, unbeeinflußte Volks
abstimmungen.
Warum wollen sie dieselben nicht zugestehen? Ganz
einfach: weil .sie genau wissen, daß diese Abstimmun
gen zugunsten des Anschlusses an ein freiheitliches
und föderatives Fußland ausfallen würden. Und aus-
fallen müssen.
Schreiber dieser Zeilen hat in diesen Tagen eine
große Genugtuung erlebt. Auch der „Vorwärts“ hat
sich zu der Einsicht bekehrt, daß das Rußland, wie es
vor dem Kriege war — ich meine in bezug auf seinen
äußeren Umfang, nicht in bezug auf seine innere Ver
fassung — eine europäische Notwendigkeit ist, daß es
nichts Verhängnisvolleres geben könnte, als einen
neuen Balkan zwischen Ostsee und Schwarzem Meere
zu schaffen.
Eben dasselbe predigt Georg Bernhard, der also
immerhin kein solcher Narr wie der Graf Reventlow
ist. Dasselbe predigt Harden. Selbst einige Konserva
tive predigen es, wenn auch mit der Einschränkung,
daß sie ihren angeborenen Appetit auf Annexionen
nicht bezähmen und ein Stück Polen (Narewlinie) und
Kurland (etwa Linie Libau-Mitau) verzehren möchten.
Vergebens, Napoleon—Ludendorff herrscht und
dekretiert frei nach berühmtem Muster: Rußland hat
aufgehört zu existieren. Und der „Kampf gegen den
Zarismus“ verwandelt sich in einen Krieg für die bal
tischen Barone, die einstmals festesten Stützen und
Schergen des Zarismus.
Scheidemann, wo .bist du?
Das Deutschland Ludendorffs schickt sich an,
nachdem es die Revolution entfesselt hat, als Hüter
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ÜBE