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wurden um das Jühr 1898 meist „Opportunisten“ ge
nannt.
Ein — inzwischen fast vergessenes — Bueh von
Alfred Nossig, das sich „Revision des Sozialismus“
nannte, verschaffte dem antimarxistischen Teile der
Sozialdemokratie den Namen „Revisionisten“. Von
vornherein war idie Richtung keineswegs einheitlich.
Gemeinsam war allen unter diesem Sammelbegriff zu
sammengefaßten Elementen die Ablehnung der Marx-
schen Katastrophentheorie (die nicht völlig identisch
mit der übrigens nicht unbedingt marxistischen Ver
elendungstheorie ist). Im übrigen fanden sich in dieser
sozialistischen Gironde die gegensätzlichen Meinungen
zusammen. Es gab da Freihändler wie Bernstein neben
Schutzzöllnern wie Schippet, Nationalisten neben Kos
mopoliten, Pazifisten neben verkappten Militaristen,
evolutionistische Idealpolitiker neben ideallos-nüchter
nen Vertretern der reinen Gewerkschaftspraxis. Im
großen und ganzen — mit beträchtlichen Ausnahmen
auf beiden Seiten — waren die gebildeteren, aber
schwächlicheren Leute auf der revisionistischen, die
roheren, aber tatkräftigeren Männer auf der „radi
kalen“ Gegenseite zu finden. So ist es gekommen, daß
es den Revisionisten des deutschen Sozialismus ging,
wie den Girondisten der französischen Revolution in
ihrem Kämpf mit der Bergpartei: sie genossen die
Sympatien der Außenstehenden, was aber nicht ver
hinderte, daß sie fortwährend unterlagen. Aber die
Analogie geht noch weiter. Wie die alten Girondins
unterlagen auch die Revisionisten durch eigene
Schwäche, innere Zerrissenheit und Zweizüngigkeit.
Und wie die Girondins erhielten sie doch ihre Re
vanche. Die Girondisten wurden guillotiniert, aber der
Geist des Girondismus, das heißt der Geist der bürger
lichen Kompromisselei, trug schließlich den Sieg über
die jakobinische Unentwegtheit davon. Die Revisio
nisten wurden nicht geköpft, aber gemaßregelt, über
stimmt, aus den wichtigsten Parteiämtern ausgeschlos
sen. Inzwischen aber nahm der Geist des Revisionis
mus von den Hirnen und Herzen 'der siegreichen Radi
kalen Besitz, und als die deutsche Sozialdemokratie