21
sich der bürgerliche und der sozialistische Pazifismus
— ist die Unterscheidung zwischen Angriffs- und Ver
teidigungskrieg. Der Angriffskrieg ist ein verbreche
rischer, der Verteidigungskrieg ein legitimer Akt;
die Völker müssen sich zusammen tun, um den An
greifer unschädlich, den Angriff unmöglich zu machen,
um den Verteidiger in seinem legitimen Kampfe zu
stützen und zu unterstützen. Um diese Grundsätze in
jedem einzelnen Palle praktisch durchzufüihren, ist die
Untersuchung der Schuldfrage notwendig: Wer ist der
Angreifer, wer der Verteidiger? Dies die prinzipielle
Beideutung der heutigen Sehulduntersuchung für die
pazifistischen Bestrebungen in der nächsten Zukunft.
Wer diese nächste Etappe der europäischen Entwick
lung überspringen und mit einem Schlage das ferne
Zukunftsland der „Vereinigten Sozialen Republiken
Europas“ erreichen will, begeht denselben Fehler, wie
der Mann, der von der untersten Leitersprosse sofort
auf die oberste sich emporschwingen will. Nur der
wird an die Spitze gelangen, der ruhig Stufe für Stufe
emporsteigt. Qui trop embrasse, mal etreint.
II.
So hat die Wahrheits erkenntnis in der Schuld
frage neben dem moralischen und historischen, einen
eminent praktischen Wert für die beteiligten Völker,
für Europa, für die Menschheit. Die Ermittelung des
Krankheitskeimes ist die erste Bedingung, um den
Krankheitsausbruch in Zukunft zu verhindern. Die
richtige Therapie hängt in erster Linie von der rich
tigen Diagnose ab. Mit der Erkennung des Nähr
bodens allein ist es nicht getan; der Bazillus muß ge
tötet werden, der auf dem Nährboden emporwuchert,
der die Ursache der heutigen europäischen Krankheit
ist.
Die wichtigste Aufgabe in der Vorbereitung und
Anbahnung dieses Heilungsprozesses ist dem (deutschen
Volke zugewiesen. An jenem hoffentlich nicht allzu
fernen Tage, da das deutsche Volk aus seinem kata-
leptischen Schlafe erwachen wird, — an jenem Tage
des jüngsten Gerichts, der nicht ausbleiben wird, wer-