Volltext: Almanach der Freien Zeitung (1918)

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ganigenheit unid in der Gegenwart begangen hat. Indem 
wir die Schuldfrage heute bis in ihre letzten Winkel 
hinein durchleuchten und untersuchen, bereiten wir 
gleichzeitig das Aktenstück vor, das den zweimal über 
führten Verbrecher auch einer dritten Schuld über 
führen wird. Wobei es gleichgültig ist, ob er dieses 
dritte Verbrechen wirklich begehen wird oder, nach 
Lage der militärischen Ereignisse, begehen kann. 
Der Missetäter, der durch force majeure an der 
Ausführung seiner verbrecherischen Pläne verhindert 
wird, ist deshalb nicht weniger vendammenswert. 
Würde Deutschland den Sieg errungen haben —, was 
aber glücklicherweise, zum Glück für Europa, zum 
Glück für Deutschland selbst, nicht geschehen ist und 
nicht geschehen wird, — so würde es einen neuen Ge 
waltzustand in Europa errichtet haben, einen schlim 
meren als je zuvor, würde Iden andern Völkern einen 
Eröbenerfrieden diktiert und sich selbst durch An 
nexionen nach allen Seiten hin eine Vormachtstellung 
geschaffen haben, die der Keim zu neuen Rüstungen, 
zu neuen Unruhen, zu neuen Kriegen geworden wären. 
Wenn es nach Deutschlands Willen und Macht ge 
gangen wäre, hätte der Frieden uns ein schlimmeres 
Europa beschert als vorher. Vor diesem Schicksal 
scheint — wie die Dinge heute liegen — ein gütiges 
Geschick die unglücklichen Völker bewahren zu wollen. 
Der aber, der den Willen hatte, Europa — und damit 
die Welt — von neuem in solches Wirrsal, in solche 
unausbleiblichen Katastrophen zu stürzen, er hat 
sich schon durch diesen Willen zur Tat, schon durch 
den glücklicherweise mißlungenen Versuch, eines 
neuen dritten Verbrechens, des Verbrechens an der 
Zukunft, schuldig gemacht. Die Voraussetzung dieses 
dritten Sohuldigspruches, ebenso wie des ersten und 
zweiten, ist, daß die Gegner Deutschlands einen krie 
gerischen Uöberfall weder je beabsichtigt, noch) ,1m 
Sommer 1914 ausgeführt haben. Die Grundlage des 
Schuldigspruches ist also auch hier die Feststellung: 
Wer hat den europäischen Krieg gewollt, wer hat ihn 
vorbereitet, wer hat ihn herbeigeführt 1 ? Wenn die 
Untersuchung der SchuM’fnage uns zu dem Resultat
	        
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