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eine gewisse Rolle gespielt: War doch der Oheim des
jetzigen Fürsten als Mitglied des Frankfurter Parla
ments einer der bedeutendsten Redner der Rechten ge
wesen und während des Septemberaufstandes von 1848
mit dem General Auerswald auf der Bornheimer Heide
ein Opfer der Revolution geworden.
Der junge Prinz bängte später die Kavallerieuni
form an den Nagel, trat zur Diplomatie über und
avancierte, vom Fürsten Bülow besonders begünstigt,
in schneller Karriere, als Nachfolger Marschalls und
Wolff-Metternichs, im Jahre 1912 zum deutschen Bot
schafter in London.
Dieser durch seinen Ursprung, seine soziale Stel
lung, seine Familienbeziehungen, seine Karriere mit
allen herrschenden Mächten Preußen-Deutschlands
wie auch Oesterreich-Ungarns, aufs engste verbundene
Hocharistokrat ist jetzt zum „Vaterlandsverräter“, zum
„eitlen Selbstübersehätzer“, zum „krankhaften Egozen
tristen“, zum „Nurpazifisten“ (im Munde Scheidemanns
offenbar (das schwerste Verbrechertum!) geworden;
man hat ihm im Hauptausschuß des Reichstages von
allen Seiten alle nur denkbaren Beschimpfungen an
den Kopf geworfen. Weshalb? Weil er es gewagt hat,
in einer für den engsten Freundeskreis bestimmten
Denkschrift die Wahrheit zu sagen; die Wahrheit über
den Ursprung dieses hohenzollernschen Eroberungs
krieges, über die Schuldlosigkeit Englands, Frank
reichs uhd Rußlands an dieser größten Katastrophe
der Menschheitsgeschichte; die Wahrheit über 'die aus
schließliche Schuld der deutschen und österreichischen
Staatslenker, die dieses Riesenblutbad gewollt, kalt
blütig vorbereitet und, ohne mit der Wimper zu zuk-
ken, herbeigeführt haben.
„Der Eindruck befestigte sich immer mehr, daß
wir den Krieg unter allen Umständen wollten. An
ders war unsere Haltung in einer Frage, die uns
doch direkt gar nichts anging, nicht zu verstehen ...“
„Im Amte erklärte man mir auch, im Jahre 1916
wäre es doch zum Kriege gekommen. Dann wäre
Rußland fertig. Daher sei es besser jetzt . . . .“