28
„So enJdete meine Londoner Mission. Sie schei
terte nicht an den Tücken der Briten, sondern an
den Tücken unserer Politik . . .
„Es ist nicht zu verwundern, wenn angesichts
(dieser unbestreitbaren Tatsachen außerhalb Deutsch
lands die gesamte Kulturwelt uns die alleinige
Schuld an dem Weltkriege beimißt “
Es würde. zu weit führen, an dieser Stelle des
näheren auf die Darstellung Lichnowskys einzugehen,
die — ungeachtet einiger Irrtümer im einzelnen —
doch' in ihrer Grundrichtung durchaus der historischen
Wahrheit entspricht. Vor allem für die Friedensliebe
der englischen Regierung, für die unausgesetzten, bis
zürn letzten Moment fortgesetzten Friedensbemühungen
Sir Edwards Greys ist der deutsche Botschafter, der
Tag für Tag, Stunde für Stunde die Tätigkeit des’ eng
lischen Ministers kontrollieren konnte, ein klassischer,
durch keinerlei Angriffe aus der Welt zu schaffender
Zeuge. Er bestätigt das Urteil, das Asquith in seiner
Unterhausrede vom 6. August 1914 über seinen Kol
legen gefällt hat:
„Ich bin sicher, daß dieses Haus und dieses Land
— und ich kann hinzufügen: die Nachwelt und die Ge
schichte — ihm das zugestehen werden, was nach allem
der beste Tribut ist, der einem Staatsmann gezollt wer
den kann: daß er, ohne je einen Zoll breit von der
Ehre und den Interessen seines Landes geopfert zu
haben, gekämpft hat, wie wenige Männer gekämpft
haben, für den Schutz und die Aufrechterhaltung des
größten Gutes aller Völker, des allgemeinen Friedens.“
Dieses Urteil des englischen Premiers, das mit
dem des deutschen Botschafters in jedem Worte über-
einsthnmt, könnte als subjektiv gefärbt angefochten
werden, wenn es nicht überall durch dokumentarische
Beweise gestützt und belegt wäre. Das englische Blau
buch, wie alle andern diplomatischen Bücher, ja wie
das deutsche Weißbuch selbst, liefern den unumstöß
lichen Beweis, daß keiner der beteiligten Staatsmänner
aufrichtiger, unermüdlicher und klüger für den Frie
den gearbeitet hat als der englische Minister, der
selbe Minister, den die deutsche Lügenpresse unter