Volltext: Almanach der Freien Zeitung (1918)

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dieses Buches ist Wahrheit, soweit die von mir in Lon 
don als Botschafter beobachteten politischen Ereignisse 
in Betracht kommen.“ Diese Bestätigung aus dem 
Munde eines Mannes, der als lebendiger Zeuge das be 
kundete, was der Verfasser, fern von den Ereignissen, 
nur aus toten Urikunden feststellen konnte, diese 
Bestätigung war mehr als eine persönliche Genug 
tuung. Sie war die Probe auf das Exempel, sie war 
der Beweis, daß der Verfasser nicht nur gewissenhaft 
geforscht, sondern auch das Richtige erforscht hatte. 
„La verite est en marche!“ — mit diesem Zitat aus 
dem berühmten Zolamanifest begann vor drei Jahren 
die Anklageschrift. Nun, die Wahrheit hat sich reich 
lich Zeit gelassen bei ihrem Vorwärtssohr eiten. Aber 
jetzt — so scheint es — will sie das Versäumte nach 
holen, mit Riesenschritten stürmt sie dahin, Schlag 
auf Schlag versetzt sie den Angeklagten, die immer 
noch leugnend dort auf der Armensünderbank vor 
dem Weltgerichtshof sitzen. Mit weittragenden Kanonen 
schießen sie auf die französische Hauptstadt, mit 
Hunderten von Unterseebooten suchen sie die Meere 
zu entvölkern, mit giftigen Bomben verbreiten sie 
Ang-st und Schrecken in feindlichen Städten und Dör 
fern. Aber während sie mit Hieb und Stoß, mit Mord 
und Brand ihre militärische Offensive verfolgen, wer 
den sie unversehens von hinten angegriffen durch die 
moralische Offensive, — durch die Offensive der Wahr 
heit, die nackt und waffenlos den bis an die Zähne ge 
panzerten „Kriegsherren“ in den Rücken fällt und sie 
schließlich doch vor sich in den Staub zwingen wird. 
Noch ist das große Lügenkomplott der in Deutsch 
land herrschenden Mächte, wie es bei der Bespre 
chung der Liohnowskyschen Denkschrift im Reichstag 
wieder zutage getreten ist, nicht geborsten. Man 
will die Wahrheit nicht kennen, aber man kennt sie. 
Herrscher, Regierung und Parteiführer bemühen sich, 
noch weiter — zu eigener Rettung — in dem Moraste 
herumzuplätschern, den die demoralisierende große 
Lüge erzeugt hat. Aber die Gewissen der Einzelnen 
beginnen sich zu regen. Ein deutscher Generalstäbs 
offizier ist es gewesen, der die „verräterische“ Denk-
	        
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