Volltext: Almanach der Freien Zeitung (1918)

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gewaltigten Belgiens! Wir, die diese Zeilen geschrie 
ben oder dazu gestimmt haben, wir glauben sprechen 
zu können im Namen der belgischen Frauen, die mit 
uns übereinstimmen im selben Schmerz und im selben 
Aufruhr vor der schmachvollen Deportation belgischer 
Arbeiter, die in Deutschland der Zwangsarbeit gegen 
ihr eigenes Vaterland unterworfen sind. Wir wissen, 
daß in der ganzen Welt die Sympathien sich unserem 
Leid zuwenden. Trotzdem werden sich nach diesem 
Entrüstungsschrei, der in der ganzen Welt Wieder 
hall finden müßte, die neutralen Länder nicht wieder 
an das Schauspiel dieser neuen Ungerechtigkeit ge 
wöhnen, die so vielen andern folgte, werden sie sich 
nicht entmutigen lassen von bisher erfolglosen Pro 
testen und auf die Dauer die Klagen der Unterdrückten 
lästig finden? 
Unser Belgien ist ein Gefängnis, in das kaum 
ein Ton von außen eindringen, und aus dem Klage 
schwer in die freien Länder entschlüpfen kann. Wir 
wissen nicht, ob ihr die von unsern Bischöfen, Behör 
den, Senaten, Abgeordneten, Provinzialräten, Gemeinde 
behörden, Arbeitersyndikaten, Industriellen und so 
vielen andern Verbänden und Persönlichkeiten an die 
Tyrannen gerichteten zündenden Proteste gelesen 
habt. 
Wir wissen nicht, ob euch der frevelhafte Eingriff, 
den wir erdulden, in seiner ganzen zugegebenen oder 
von unsern Feinden entstellten Schändlichkeit bekannt 
ist, denn unter allen Bitterkeiten, die wir schlucken 
müssen seit 28 Monaten, ist nicht die geringste die, 
die frechen Lügen zu hören, womit in der deutsch-in- 
spirierten Presse alle uns betreffenden Tatsachen ent 
stellt werden. 
Jetzt versuchen sie die Nationen glauben zu 
machen,, daß unsere Arbeitslosen für sie eine Last, für 
uns eine Gefahr und eine Schande seien. 
Nein, unsere Arbeitslosen sind keine Last für die 
deutschen Finanzen, da sie aus unsern nationalen 
Hilfsquellen und durch die Freigebigkeit des Aus 
landes gespeist und unterhalten werden.
	        
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