DIE ZURÜCKERSTATTUNG
ELSASS-LOTHRINGENS AN FRANKREICH
ALS SYMBOL DER SITTLICHEN GRUND
LAGEN DES KÜNFTIGEN FRIEDENS
„von Karl Hänggi.
(Nummer 57, 17. Juli 1918.)
Die Tatsache, daß der Weltkrieg zum Welt
anschauungskrieg geworden ist, zwingt auch den Neu
tralen, wenigstens moralisch, aus der Neutralität her
aus unld zur Stellungnahme zu den durch den Krieg
aufgeworfenen Problemen. Ob er sich' nun hierbei mit
der Frage der unterdrückten Völker in Oesterreich-
Ungarn, mit dem Irredentismus oder mit der elsaß-
lothringischen Frage beschäftigt, nirgends kann es der
territoriale Streitfall im alten, engen machtstaatlichen
Sinne an sich sein, der. ihn interessiert. Lägen den
genannten Problemen nur die Befriedigung nationaler
Machtinteressen, nur das Streben nach erweitertem
Besitz für den einen oder den andern Staat, nur mili
taristische Grenzsicherungserwägungen zugrunde, dann
hätten wir als Neutrale keinen Grund, ja gar kein
Recht, Stellung zu nehmen.
Es ist nun aber im Verlaufe des Krieges, beson
ders seit dem Eingreifen Wilsons, als Kriegsziel in
immer klarerer Umschreibung und Betonung die For
derung aufgestellt worden, Kriege um wirtschaft
liche und territoriale Machterweiterung auf Kosten
kulturell und organisatorisch gleichwertiger Nachbar
staaten, also imperialistische Eroberungskriege für
die Zukunft zu verunmöglichen. Bevor jedoch zur
Verwirklichung dieser Forderung durch positive Maß
nahmen — Abrüstung, internationale Schiedsgerichte
und Organisation einer Liga demokratisch organi
sierter Staaten — geschritten werden kann, müssen
eine Reihe von Vorbedingungen geschaffen werden:
Ueberwiüdung des imperialistischen Militarismus, Be
freiung der Nationalitäten von unnatürlich gewor
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