Volltext: Almanach der Freien Zeitung (1918)

54 
net werden, da die beiden Provinzen im tiefsten Sinne 
des Wortes Geist von seinem Geiste und Fleisch von 
seinem Fleische g*eworden waren. 
Alle diese Auseinandersetzungen sind eigentlich 
überflüssig, wenn man sich daran erinnert, wie leiden 
schaftlich sich das ganze Land gegen die gewaltsame 
Losreißung von seinem Mutterlande aufgebäumt hat. 
Man hat jedoch versucht, die dreiundvierzig, Jahre der 
Zugehörigkeit Elsaß-Lothringens zu Neu-Deutschland 
geltend zu machen mit der Behauptung, daß sich die 
Bevölkerung nach und nach mit den neuen Verhält 
nissen übgefunden und dem Protest entsagt hätte. Das 
ist eine grobe Verkennung der wirklichen Verhältnisse. 
Das elsässische Volk in seiner Gesamtheit stand stets 
instinktiv im Gegensatz zu Preußen-Deutschland. 
Einige Ausnahmen, die durch Namen gekennzeichnet 
werden, wie August Schneegans, zuerst Mitglied der 
französischen nationalen Versammlung und als solcher 
Unterzeichner des Protestes gegen die Losreißung von 
Frankreich, später jedoch deutscher Generalkonsul in 
Genua, ferner Staatssekretär Freiherr Zorn von 
Bulach, 1870 französischer Offizier und 1911 Schloßherr 
Wilhelms II. auf Hohkönigsburg, ferner Dr. Petri, 
nationalliberaler Abgeordneter und Unterstaatssekre 
tär, und neuestens Dr. Schwander, früherer Bürger 
meistereikanzlist in Oolmiar, später Bürgermeister von 
Straßburg und schließlich als Baräde-Elsässer kurz 
lebiger Unterstaatssekretär in einem Reichsamt in 
Berlin, sind allerdings abzurechnen, bestätigen aber die 
Regel. 
Gewiß war (der Protest in den letzten Jahrzehnten 
mehr latent geworden, aber es wäre der gröbste Irr 
tum, die resigniert in den Hintergrund gestellte Hoff 
nung, wie/der zum alten Mutterlande zurückkehren zu 
können, gleich zu setzen mit einer inneren Annäherung 
an Deutschland. Im Gegenteil, je mehr das elsaß- 
lothringische Volk vom trotzigen Protest zur aktiven 
Teilnahme am politischen Leben überging, desto 
schärfer prägte sich der Gegensatz zwischen der poli 
tischen Willensrichtung des Reichslandes und derjeni 
gen Neu-Deutschlands aus. Die aus diesem Gegensatz
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.