Volltext: Almanach der Freien Zeitung (1918)

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Bevölkerung ohne irgend einen Grund und ohne mili 
tärische oder politische Notwendigkeit, in Ungarn und 
Oesterreich zu internieren. Serbien wurde auf diese 
Weise der letzten Reserve an Arbeitskräften beraubt, 
über die es noch verfügte, und zahllose Familien ver 
loren ihren letzten Unterhalt. Hunderttausende von 
Kindern, Frauen und Greisen wurden auf diese Weise 
zum Hungertode verurteilt. Ein erschreckliches Los 
erwartete die Internierten, und das Land blieb voll 
kommen aller Arbeitskräfte entblößt, die hätten bei 
stehen können. Das war die erste unld wichtigste Tat 
der Militärbehörden, soweit ihr Werk den wirtschaft 
lichen und kulturellen Wiederaufbau des besetzten Ser 
biens betraf. 
Nachdem die militärischen Behörden sich der 
letzten Reste der Arbeiterschaft bemächtigt hatten, 
gingen sie an die Requisition, die sie heute noch un 
unterbrochen fortführen. Alles, was unbedingt not 
wendig ist zur Produktion, alles Arbeitsmaterial, ohne 
welches eine zukünftige Entwicklung der produktiven 
Kräfte unmöglich ist, wurde requiriert. Die wichtigsten 
Fabriken Serbiens bestehen nicht mehr, die Maschinen 
sind auseinanidergenommen und jenseits der Grenze 
gebracht worden. Die Bauern wurden um ihre letzten 
Wagen, Pferde und Ochsen gebracht. Es gibt Fälle, 
wo kleine Bauern den österreichischen und ungarischen 
Behörden im Laufe von anderthalb Jahren fünfzehn 
Ochsen liefern mußten! Sie müssen diese Ochsen 
liefern, selbst wenn sie in Wirklichkeit keine haben. 
In diesem Falle sind sie dann gezwungen, zu den 
höchsten Preisen welche zu kaufen oder sie auf dem 
Wege des Schmuggels zu verschaffen, indem sie ihr 
Leben auf der anderen Seite der Morawa, auf bul 
garischem Gebiet, aufs Spiel setzen. 
Und während man auf der einen Seite fortfährt, 
die Wälder niederzuschlagen, organisiert man auf der 
andern Seite eine systematische unld ununterbrochene 
Expropriation alles dessen, was der Bevölkerung ge 
hört. Es geschieht im Namen der „Requisition“. Fast 
alle Produkte des Landes, selbst die in jedem Haus 
halt notwendigsten Metallgegenstände usw. werden
	        
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