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faltung zu bringen, daß sie in den reifen Jahren un
gebrochen und vom unbedingten Willen zur tatsäch
lichen Verlebendigung ihrer Forderungen beseelt,
sich auswirken könne. Trotzdem, oder vielleicht
gerade deswegen, standen diese Ziele und Aufgaben
der Jugendbewegung in ihren Endkonsequenzen im
schärfsten Gegensatz zu den Grundlagen des heutigen
gesellschaftlichen und staatlichen Lebens. Der Flügel
der geistig Entschiedenen in der Jugendbewegung
stieß zunächst sogar in der Jugend selbst auf starken
Widerspruch: Man wollte sich in so frühen Jahren
vielfach noch keine geistige Verantwortung aufbürden
lassen, man war geneigt, sich mit der persönlichen
Selbstbefreiung zu begnügen; noch wurde das Nahen
der Katastrophe nur von wenigen — und auch von
diesen nur unklar — empfunden.
Die Entschiedenen hatten also gegen zwei Fronten
zu kämpfen. Sie ließen sich aber nicht beirren. Und
wenn man heute den einen (und einzigen) Jahrgang
des „Anfang“ durchblättert, der „nur“ von Schülern
geschrieben und herausgegeben wurde, so ist man er
schüttert von dem reinen Willen, der feurigen Festig
keit und dem hohen Verantwortungsgefühl dieser
Jugend. Dabei war der „Anfang“ nur der bescheidene
Widerhall, die öffentliche Stimme all jener über viele
Städte und Länlder verzweigten Jugendorganisationen
zur tätigen Selbsthilfe der Jugend.
Der Krieg hat alledem vorläufig ein Ende gesetzt.
Der „Anfang“ verstummte: er machte den Blutrausch
des Krieges nicht mit. Aber wais von ihm geleistet
worden ist, ist nicht umsonst geschehen. Die noch
Lebenden arbeiten in der Stille weiter. Man lasse
sich nicht durch diejenigen täuschen, die heute in
breitester Oeffentlicbkeit eine chauvinistische „Jugend
bewegung“ vertreten und die Jugend und ihre neuen
Ideale gewissenlos verraten haben. Keine Unter
drückung uhd keine Verfälschung wird hemmen kön
nen, was eine bis zum Aeußersten entschlossene Ju
gend in Wahrheit will.