In der Tat waren Anzeichen vorhanden, dass Schlimmes bevorstand. Ein Kopf war 
gefunden worden, der schrie „Blut! Blut! Blut!“ unstillbar und Petersilien wuchsen ihm über die 
Backen herunter. Die Thermometer standen voll Blut. Und die Muskelstrecker funktionierten nicht mehr. 
Auf himmelblauer Tenne aber, mit grossen Augen, ganz in Schweiss gebadet, stand das 
Carousselpferd Johann. „Nein nein,“ sagte Johann, „hier bin ich geboren, hier will ich auch 
sterben.“ Das war aber eine Unwahrheit. Denn Johanns Mutter stammte aus Dänemark. Der 
Vater war Ungar. Man wurde sich aber doch einig und floh noch in selbiger Nacht. 
„Parbleu,“ sagte Stiesselhäher, „hier hat die Welt ein Ende. Hier ist eine Wand. 
Hier kommen wir nicht weiter.“ 
In der Tat gab es da eine Wand. Die stieg senkrecht zum Himmel. 
„Lachhaft,“ sprach Jopp, „wir haben die Fühlung verloren. Liessen uns da in die Nacht 
hinein und haben vergessen, Gewichtsteine an uns zu hängen.“ 
„Papperlapapp“, sprach Stiesselhäher, „hier müffelts. Ich gehe nicht weiter. Hier liegen 
Fischköpfe. Hier waren die Seekatzen am Werk. Hier hat man die Wellenböcke gemolken.“ 
„Weiss der Teufel“, sprach Runzelmann, „auch mir-ist nicht recht geheuer. Man wird 
uns die Scharlatanenhemden über die Ohren zifhen.“ Er schlotterte heftig. 
„Das Ganze halt!“, befahl Benjamin, „was/-steht da? Ein Zeiserlwagen? Grün mit 
Gitterfenstern? Was wächst da? Agaven, Fächerpalmen und Tamarinden ? Jopp, sieh im Zeichenbuch 
nach, was das zu bedeuten hat!“ 
„Kommen Sie näher, meine Herren“, Hess sich plötzlich eine Stimme venehmen. „Sie 
sind auf dem Holzweg“. Es waj der Häuptling Feuerschein. „Wo tappen Sie nächtlicherweile 
herum? Und in welchem Aufzug? Nehmen Sie die Celleloidnasen ab! Demaskieren Sie sich! 
Man kennt Sie. Was sind das für Schellenbäume, die Sie da bei sich tragen?“ 
„Das sind Pritschen ünd Klingelstöcke und Narrenpeitschen, mit Verlaub.“ 
„Was ist das für ein Blasinstrument?“ 
„Das ist der Nürnberger Trichter.“ 
„Und was ist das für ein Watteklumpen da an der Leine?“ 
„Das ist das Carousselpferd Johann, bestens in Watte verpackt.“ 
„Larifari, was wollen Sie mit dem Carousselpferd hier in der Lybischen Wüste? Wo 
haben Sie das Pferd her?“ 
„Es ist gewissermassen ein Symbol, Herr Feuerschein. Wenn Sie gestatten. Sie sehen 
nämlich in uns den sterilisierten Phantastenklub' „Blaue Tulpe“.“ 
„Symbol hin, Symbol her, Sie haben das Pferd dem Heeresdienste entzogen. Wie heissen Sie?„ 
„Das ist ja ein entsetzlicher Kerl“, sagte Jopp leise zu Stiesselhäher, „das ist ja die 
glatte Robinsonade.“ 
„Mumpitz“, sprach Stiesselhäher, „er ist eine Fiktion. Das hat dieser Benjamin angerichtet. 
Er denkt sich das aus und wir haben zu leiden darunter.“ „Sehr geehrter Herr Feuerschein! 
Ihr conföderiertes Naturburschentum imponiert uns nicht. Noch ihre Latwergfarbe. Noch Ihre 
entliehene Kinodramatik. Aber ein Wort zur Aufklärung: Wir sind Phantasten. Wir glauben 
nicht mehr an die Intelligenz. Wir haben uns auf den Weg gemacht, um dies Tier, dem unsere 
ganze Verehrung gilt, vor dem Mob zu retten.“ 
„Ich kann Sie verstehen“, sprach Feuerschein, „aber ich bin ausser Stande, Ihnen zu 
helfen. Steigen Sie ein in den Zeiserlwagen! Auch das Pferd, was Sie da bei sich haben ! 
Vorwärts marsch, keine Umstände, eingestiegen!“ 
Die Hündin Rosalie lag schwer in den Wochen. Fünf junge Polizeihunde erblickten 
das Licht der Welt. Sie trugen preussische Wappen und hatten nassgraue Köpfe. Auch fing 
man um diese Zeit in einem Spreekanal zu Berlin einen chinesischen Kraken. Das Tier wurde 
auf die Polizeiwache gebracht. 
HUGO BALL 
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