Volltext: Zeit-Echo (3(1917), 1. und 2. Maiheft)

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Q. *F. %’cofai: föiofogie unserer Zeit 
könnten die wunderbaren Aufsätze dieses unvoreingenommensten aller Biologen 
heissen, die fortlaufend in der Zeitschrift Die Aktion (herausgegeben von Franz 
Pfemfert, Berlin-Wilmersdorf) erscheinen. 
Das Verfahren Nicolais ist vorbildlich. Er geht bis an die äusserste Grenze 
von Konsequenzen der exakten Tatsachenforschung in der Biologie, und er 
stellt überall fest, wo jenseits dieser Grenze das Selbständigkeitsgebiet des 
Menschen beginnt. So kommt er, von ganz anderer Seite her als wir, zu den 
erhabensten Formulierungen der kommenden neuen Zeit, einer Epoche der 
Geistigen. 
Unwiderleglich starke Kapitel sind da, der Abschnitt: „Rasse“, die Er 
örterung „Heimatsliebe“, zu denen man die Aktion beglückwünschen muss. 
Hier eine zwingende Schlussfolgerung aus dem Teil „FreiheitundNatur- 
zwang (Nr. 41/42 der Aktion): 
„In dem kleinen Menschenhirn wurde die ganze „Schöpfung“ nachgedacht 
und nachgemacht, und die dadurch erlangte Freiheit hat bewirkt, dass wir „im 
eigenen Gesetz leben“. Deshalb ist Menschenhandlung etwas 
anderesalsNaturgeschehen, und deshalb haben wir den zwischen 
menschlichen Kampf nicht hinzunehmen wie ein Erdbeben. Wenn es selbst wahr 
wäre — was, wie schon gezeigt, nicht wahr ist — dass er die einzige Losung 
der Natur sei, für uns würde dieser „Naturzwang“ doch nicht existieren. 
Der Kampf ums Dasein ist niemals Entschuldigung und nicht einmal Analogon. 
Jedenfalls darf der Glaube an die Freiheit und AllmachtdesGeistes 
nicht verloren gehen, und auch heute müssen alle, die auf irgendeine Besserung 
hoffen, im Innersten überzeugt sein, dass der G e i s t, das Wort mäch 
tigersei als die r e a 1 e Wirklichkeit. 
Vor allem gilt dies für die heute so verloren scheinenden unzeitgemässen 
„Schwärmer“. Man hat etwas spöttisch von ihnen gesagt, wenn diese paar Männ 
lein den „Naturzwang“ bekämpfen wollen, so wäre das, wie wenn ein kleiner 
Hund eine dahinjagende Schnellzugslokomotive ankläffte. Die führe über ihn 
hinweg, ohne es auch nur zu merken. Gewiss, denn der Hund verfügt höchstens 
über ein Millionstel jener lebendigen Kraft, die der Schnellzug in sich trägt; 
und wenn der Mensch nichts anderes könnte, als seinen Körper dem drohenden 
Unheil entgegenwerfen, so wäre es auch mit seiner Macht nicht weit her. 
Aber des Menschen Wille ist nicht gebunden an die Kraft, die ihm sein 
Körper zur Verfügung stellt, sondern er hat die Fähigkeit, fast beliebige Kräfte 
auszulösen. Man bedenke: Eine gelockerte Schienenschraube — und die ganze, 
stolze Schnellzugslokomotive liegt im Staub. — Das kann kein Hund, aber das 
kann ein Mensch. 
Die energetische Betrachtung versagt, wo es sich um gegenseitige Beein 
flussung von Menschen handelt. Wir wissen nur, dass ein Wort unendlich viel 
vermag. 
Christus und Darwin, Luther und Voltaire haben solche Kunst der Worte 
gekannt und waren ihrer Zeit ein zündender Blitz, der die aufgespeicherten 
Energiemassen einer ganzen Welt in Bewegung setzte,“
	        
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