Full text: Zeit-Echo (3(1917), August-September)

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mehr geben. Wir selber betrinken uns, schimpfen, schlagen uns, laufen 
zum Richter, beneiden einander, hassen die Menschen, hören nicht auf 
das Gesetz Gottes, beschuldigen die Menschen, der eine ist „der Dicke“, 
der andere „der mit der langen Mähne“ . . . aber kaum lockt man uns 
mit Geld, so übernehmen wir jeden Dienst: als Wächter, als Polizist, als 
Soldat, und wir sind bereit unseren eigenen Bruder zu pressen, auszu 
saugen und zu ermorden. Wir selber leben teuflisch und klagen die 
anderen an. 
Bauer: Auch das ist wahr. Aber es ist schwer, so schwer. Manch 
mal langt die Kraft nicht. 
Fremder: Für seine Seele muß man leiden. 
Bauer: Ja, es ist wahr. Deshalb leben wir so schlecht, weil wir 
Gott vergessen. 
Fremder: Eben. Deshalb ist das Leben so schlecht. Ja, gewiß, die 
Leute, die immer Streik predigen, sagen: wir wollen mal diese und diese 
Herren und die dickbäuchigen Reichen ausrotten, — alles Böse kommt 
von ihnen — dann wird unser Leben gut werden. So mordeten sie und 
morden weiter, aber nichts kommt dabei heraus. Dasselbe^meint die 
Obrigkeit: Wir wollen erst, sagt sie, ein paar tausend Menschen auf 
hängen und in den Gefängnissen krepieren lassen, — dann wird das 
gute Leben anheben. Aber schau, das Leben wird nur immer schlechter. 
Bauer: Das stimmt. Ohne Entscheidung geht’s nicht, alles muß 
sein Gesetz haben. 
Fremder: So ist es. Entweder — oder: entweder du dienst Gott, 
oder dem Teufel. Willst du dem Teufel dienen, — so trinke, schimpfe, 
schlage, hasse, sieh auf deinen Vorteil, höre nicht auf das Gesetz Gottes 
sondern der Menschen, und dann wird das Leben schlecht sein; willst 
du aber Gott dienen — so höre auf Ihn allein, übervorteile niemanden, 
aber tadele auch niemanden, hasse nicht, beginne nichts Schlechtes, 
und es wird kein schlechtes Leben geben. 
Bauer (seufzt): Du redest schön, Alter, sehr schön, wir hören nur 
zu wenig darauf. Ach, hätte man mehr so zu uns geredet, dann wäre 
alles anders. Auch die aus der Stadt kommen, die reden allerhand, wie 
man das Leben besser einrichten soll; sie verstehen zu schwatzen, aber 
es ist nicht viel dahinter. Dank dir, Alter. Du hast Gutes gesagt. 
Na, wo willst du dich hinlegen? Auf den Ofen vielleicht? Meine 
Alte wird dir ein Bett machen. 
(übersetzt von ‘Frida ßcbad.)
	        
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