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fflffred Woff enstein:
ZUM EWIGEN GEDÄCHTNIS
Glaubt ihr nicht, daß die Römer, welche dunkle beflorte Feste be
gingen, zum Andenken eines abgesunkenen Abendsterns, eben dadurch dem
Auf steigen eines Morgensterns entgegenkamen ? Ihr müßt es wohl glauben,
denn beide Sterne sind nur einer.
Jean Paul, Vorschlag politischer Trauerfeste.
Wir verlangen voneinander: Vergesset den Krieg nicht! Wir rufen allen
Gegenwärtigen und Kommenden zu: Behaltet den Krieg im Gedächtnis! genau!
Mit einer Genauigkeit der Seele, die in sich selbst hinein ebenso scharf
ausschwingt wie nach außen. Mit der Genauigheit einer leidenschaftlichen
Stirn, die ihre Bewegungskraft in die Welt hinaus liebt, aber zugleich ihr
Bewußtsein nicht hindert, sich fragend umzublicken, — von welchen
Dunkelheiten sie geschoben werde. Mit der Genauigkeit eines sehenden
Menschen, dem die Zahlen der Vergangenheit ein Winziges sind gegen das
Lauern der Vergangenheitstriebe, die wir noch immer gegenwärtig unter
dem Herzen tragen.
Niemals wieder dürfen Menschen in der Schule sitzen, um den Krieg nur
zu lernen. Er sitzt in uns und lehrt, furchtbarer als ein Lehrer. Und ihre zu
erwartenden riesigen Darstellungen, ihr Zeigefinger, der herumfragt, ob
Marne, Champagne, Somme, Arras die richtige Aufeinanderfolge der Ent
wicklung sei, der Wissensstoff aller Klassen — soll unser Schon-Wissen
nicht mehr überwuchern.
Auch ich habe meine kindliche Lektüre noch allzu genau im Gedächtnis,
wie die Kriege ausbrachen, sich unterschieden, scheinbar immer wieder zu
Ende gingen, wie die Fürsten durchs Siegestor einzogen und ihre Unter
gebenen ihren Untertanen wieder zuführten; aber mit schmetternden Trom
peten doch immer nur in dem einen Lande. Im anderen war Trauer.
Diesmal werden am Tage des Friedens wohl in affen Ländern freudig
Erregte einziehen, denn es ist der Weltkrieg. Und doch, gerade diesmal
sollte überall gleichmäßig die Trauer, — bescheidene, sich schämende, zu
Strafe und Kampf gegen die eigene* Brust entschlossene Trauer in die
Häuser zurückkehren und aus Häusern zu Boden blicken. Die Aufatmenden,
— sie sollten sich ihrer Freude nicht zu weit vergessen, Scham müßte überall
die Krieger vom unmenschlichen Marsch zurückbegleiten, stumme Musik.
Aber ich sehe die Meisten stirnrunzelnd vor solcher Aufforderung den
Rücken wenden. Es sind die Optimisten des Augenblicks; die es lähmend