Full text: Zeit-Echo (3(1917), August-September)

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was muß ich tun, daß ich selig werde?“ Und die Antwort lautet: Du mußt 
auf hören Knecht zu sein, auf hören Sklave eines Mittlers zu sein. Du darfst 
keinen Mittler, keinen Vermittler, keinen Vertreter dulden zwischen dir 
und dem Leben, der Welt. Du darfst niemand beauftragen mit der „Tat“, 
denn in ihr liegt deine Seligkeit versteckt, die du verschleuderst, nein, 
mehr: die du schändest, mit Dreck beschmeißest, wenn du sie verkaufst, 
oder von einem Mittler, einem „Führer“ tun läßt. 
In diesem Sinne Mensch sein, ist gleichbedeutend mit: Revolutionär 
sein. Und wir Heutige, die wir jetzt die Folgen des bisherigen Handeln 
lassens, des Mittlerprinzips, des Vertretungssystems, des Staats-Aber 
glaubens erleben, wir müssen Umstürzler, Vernichter und Aufbauer 
sein; morgen, übermorgen und über-übermorgen, oder das vergossene 
Blut kommt über uns. 
[Han [Ke[so: 
DAS MAGISCHE WARENHAUS 
Der Unschuldige betrat einen Laden, aus dem es strahlte. Nach ge 
raumer Zeit sah man ihn das helle Haus verlassen, behindert durch 
baumelndes, in Papier eingedrehtes. Von ferne warf er einen gealterten 
Blick auf golden geschichtete Stockwerke, die sich ihm entzaubert dar 
boten: gefrorene, unabgestaubte Paradiese. 
Die Einkäufe bestanden in einem Dutzend schamlos lackierter Zahn 
bürsten, einem der Natur rührend nachgelebton Papagei und einem Almanach 
für Kaninchenfreunde. 
Auch war der Unschuldige gar nicht mehr unschuldig. Mit ver 
dorbenem Seelenleben kehrte er heim. Angeekelt von dem Bestehenden 
schrieb er einen Brief beschimpfenden Inhalts an seine liebe Braut, be 
schloß, sich den Bart wachsen zu lassen, vergewaltigte einen Geldbrief 
träger, veranlaßte durch rohes Benehmen den Tod seiner Großmutter, einer 
edlen Greisin, die bis dahin rüstig dem Haushalt vorgestanden hatte. Später, 
sich selbst gänzlich entfremdet, endete er — laut Zeitungsmeldung Ange 
paßtes rufend — auf dem F. d. E.
	        
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