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was muß ich tun, daß ich selig werde?“ Und die Antwort lautet: Du mußt
auf hören Knecht zu sein, auf hören Sklave eines Mittlers zu sein. Du darfst
keinen Mittler, keinen Vermittler, keinen Vertreter dulden zwischen dir
und dem Leben, der Welt. Du darfst niemand beauftragen mit der „Tat“,
denn in ihr liegt deine Seligkeit versteckt, die du verschleuderst, nein,
mehr: die du schändest, mit Dreck beschmeißest, wenn du sie verkaufst,
oder von einem Mittler, einem „Führer“ tun läßt.
In diesem Sinne Mensch sein, ist gleichbedeutend mit: Revolutionär
sein. Und wir Heutige, die wir jetzt die Folgen des bisherigen Handeln
lassens, des Mittlerprinzips, des Vertretungssystems, des Staats-Aber
glaubens erleben, wir müssen Umstürzler, Vernichter und Aufbauer
sein; morgen, übermorgen und über-übermorgen, oder das vergossene
Blut kommt über uns.
[Han [Ke[so:
DAS MAGISCHE WARENHAUS
Der Unschuldige betrat einen Laden, aus dem es strahlte. Nach ge
raumer Zeit sah man ihn das helle Haus verlassen, behindert durch
baumelndes, in Papier eingedrehtes. Von ferne warf er einen gealterten
Blick auf golden geschichtete Stockwerke, die sich ihm entzaubert dar
boten: gefrorene, unabgestaubte Paradiese.
Die Einkäufe bestanden in einem Dutzend schamlos lackierter Zahn
bürsten, einem der Natur rührend nachgelebton Papagei und einem Almanach
für Kaninchenfreunde.
Auch war der Unschuldige gar nicht mehr unschuldig. Mit ver
dorbenem Seelenleben kehrte er heim. Angeekelt von dem Bestehenden
schrieb er einen Brief beschimpfenden Inhalts an seine liebe Braut, be
schloß, sich den Bart wachsen zu lassen, vergewaltigte einen Geldbrief
träger, veranlaßte durch rohes Benehmen den Tod seiner Großmutter, einer
edlen Greisin, die bis dahin rüstig dem Haushalt vorgestanden hatte. Später,
sich selbst gänzlich entfremdet, endete er — laut Zeitungsmeldung Ange
paßtes rufend — auf dem F. d. E.