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ist Dada?“ ist undadaistisch und schülerhaft in dem
selben Sinn wie es diese Frage vor einem Kunstwerk
oder einem Phaenomen des Lebens wäre. Dada
kann man nicht begreifen, Dada muß man erleben.
Dada ist unmittelbar und selbstverständlich. Dadaist
ist man, wenn man lebt. Dada ist der Indifferenz
punkt zwischen Inhalt und Form, Weib und Mann,
Materie und Geist, indem es die Spitze des magischen
Dreiecks ist, das sich über der linearen Polarität der
menschlichen Dinge und Begriffe erhebt. Dada ist
die amerikanische Seite des Buddhismus, es tobt,
weil es schweigen kann, es handelt, weil es in der
Ruhe ist. Dada ist deshalb weder Politik noch
Kunstrichtung, es votiert weder für Menschlichkeit
noch für Barbarei — es „hält den Krieg und den
Frieden in seiner Toga, aber es entscheidet sich für
den Cherry Brandy Flip“. Und doch hat Dada seinen
empirischen Charakter, weil es Phänomen unter Phae-
nomenen ist. Da Dada der direkteste und leben
digste Ausdruck seiner Zeit ist, wendet es sich gegen
alles, was ihm obsolet, mumienhaft, festsitzend er
scheint. Es prätendiert eine Radikalität, es paukt,
jammert, höhnt und drischt, es kristallisiert sich in
einem Punkt und breitet sich über die endlose Fläche,
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es ist wie die Eintagsfliege und hat doch seine Brü
der unter den ewigen Kolossen im Niltal. Wer für
diesen Tag lebt, lebt immer. Das bedeutet: Denn
wer den Besten seiner Zeit gelebt, der hat gelebt
für alle Zeiten. Nimm und gib dich hin. Lebe und
stirb.