120
Kein Mitleid. Nach dem Blutbad bleibt uns die Hoff
nung auf eine geläuterte Menschheit.
» 0
Ich spreche immer von mir, da ich nicht über
zeugen will, ich habe kein Recht, andere in meinen
Strom mitzureißen, ich verpflichte niemanden, mir zu
folgen, jeder macht seine Kunst auf seine Art, wenn
er die Freude kennt, die zu Pfeilen zu den Astral
schichten steigt oder die, die in den Schächten von
Kädaverblumen und fruchtbaren Spasmen taucht.
Stalaktyten: die überall suchen, in den schmerzge
weiteten Krippen mit weißen Augen wie die Hasen
der E ngel. '
So entstand Dada *) aus einem Bedürfnis von
Unabhängigkeit, des Mißtrauens gegen die Gemein
samkeit. Die zu uns gehören, behalten ihre Freiheit.
Wir anerkennen keine Theorie. Wir haben genug von
den kubistischen und futuristischen Akademien : Labo
ratorien für formale Gedanken. Macht man Kunst,
um Geld zu verdienen und die netten Bürger zu
streicheln? Die Reime klingen von der Assonanz
der Münzen, und die Inflexion gleitet die Linie des
Bauchprofils entlang. Alle Künstlergruppen haben,
auf verschiedenen Kometen reitend, auf dieser Bank
geendet.
Hier, in der fetten Erde, werfen wir Anker. Hier
haben wir das Recht zu proklamieren, denn wir haben
die Schauer und das Erwachen kennen gelernt. Von
Energie trunkene Gespenster bohren wir den Drei-
*) 1916 im Cabaret Voltaire in Zürich.