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men, hinten die Herren. Der Führer in weißem Pelz
mit der Mitra auf dem Kopf rief manchmal: „Neh
men Sie die Hände hoch und lassen Sie den Bauch
fallen. Greifen Sie nach der Kesselpauke in Ihrem
Ohr und ziehen Sie sich den Sarg aus der Nase; denn
keiner weiß, wozu es gut ist.“ Dann stieß er in sein
Muschelhorn, daß der Kalk von den Wänden fiel.
Wir aber fühlten uns stets sehr gesichert, wenn seine
Stimme ertönte; denn die Ungewißheit lagerte schwer
auf unserer Brust und dem Geheimrat Spätzle, dem
bekannten Mitglied der deuschnationalen Volkspartei,
begannen die Knie einzusinken, obwohl er sich durch
sein moralisches Rückgrat bis zum Letzten aufrecht
zu halten suchte. Wir gingen über zwei Stunden
durch diesen Gang, in dem es nach Kohl und Abfall
roch . . . kletterten über Eisenbahnschwellen, Holz-
klötze und faulende Matratzen und fanden uns am
Ende
offenbar zu kirchlichen Zwecken be
stimmten Raum . . . Dort stand der erste dadaisti-
sche Priester, den ich in meinem Leben gesehen habe,
in violetten Unterhosen mit einer Katze im Arm. Auf
dem Kopf trug er eine große Perrücke, aus der zwei
Pfauenfedern stachen. Beim Sprechen fielen ihm die
Zähne aus dem Mund und in seinen Ohren drehten
sich die Girandolen beim Klang einer Militärmusik...
Der Boden wankte und stellte sich manchmal so
schräg, daß viele der Gäste hinfielen, und einige Da
men fürchteten, durch den Anblick ihrer Beine die
Aufmerksamkeit liberaler Männer auf sich zu lenken.
Durch die Ritzen des Gemäuers kam Dampf, und heiße