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durch einen besonderen Coup, Geld und Auf
merksamkeit seiner Mitmenschen in das Feld
seines biblischen Magnetismus zu ziehen, aber
es gelang ihm nicht. Er spielte mit wechseln
dem Geschick Statistenrollen bei Hagenbeck in Ham
burg, bei einer Magdeburger Bau- und Creditbank.
Er überraschte die Mitwelt mit dem Vorschlag einen
neuen Turm von Babel zu bauen. Er agierte ab
wechselnd als Prophet, Heiland und Bettelmönch
und war dem Hungertode nah, als sich ihm eines
Tages Dada als Möglichkeit bot, die Pläne einer ge
sicherten Lebensführung zu verwirklichen. Mit Dada
trat er gewissermaßen auf die Erde herab. Die Engel
staffage, den Gott-Donner und die Christus-Schminke
konnten ja bleiben für alle Fälle (die Reklame-Reser
ven können nie groß genug sein). Baader hat mit
dem Dadaismus nichts zu tun, weder hinsichtlich
seiner Gründung noch in Bezug auf die repräsentative
Vertretung der dadaistischen Idee. Baader ist immer
Pastor und Weltverbesserer geblieben, d. h. er hat
im Grunde seine eigene Lage zu verbessern gesucht.
Dada steht jeder Weltänderung verständnislos gegen
über; Ideen und Dinge sind für den Dadaisten nur
Symbole. Baader ist ein ins Kirchliche geschraubter
Kleinbürger; er hat immer versucht mit Dada seine
Miete zu bezahlen oder seiner Frau einen Unterrock
zu kaufen. Dieser Mann, der schon in den Herbst
seines Lebens eintritt, machte den Versuch, Dada in
Oldenkotts Pastorentabak umzuwandeln. Er brachte
die Atmosphäre „nur ein Viertelstündchen“. Dada hat