VI.
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Ovxe xi xœv âvÔQCojiLvcov a^iov
fisyaXrjç onovdrjç.
— PLATON,
Rep. X, 640.
Der Dadaismus ist die späte, sogar eigentlich
die verspätete Erkenntnis eines Zeitalters inbetreff der
eigenen Bedeutung. Darüber hinaus ist er die not
wendig am Ende aller Kulturen in der jeweiligen
„Formensprache“ (SPENGLER) sich einstellende
pralaya, deren manvantara eben jene vorherige
Entwicklung war. Diese termini aus der indi
schen Esoterik sind hier in ihrer vollen Präg
nanz zu verstehen. Ohne daß er sich darauf
etwa irgend etwas Besonderes zugute täte oder
anders als mit parodischer Pedanterie daraus
seinerseits wieder eine „Religion“ machte, ist es die
analytische Funktion des Dadaismus, mit den längst
zu einem ragenden Wahnsystem schreckhaft erstarrten
Grundvorstellungen einer Welt radikal aufzuräumen,
sie auf Null zu reduzieren, sie aufzulösen in das in
jenen Phänomenen bereits wieder zu ahnenden, weil
noch latenten, ojielqov der Indifferenz, es münden
zu lassen in jenes mare tenebrarum unübersehbarer
Sinnlosigkeit, die in anschaulicher Metaphorik nur
durch abstruseste Absurditäten und letzthinnigen Irr
sinn darstellbar ist.
Es ist der unentrinnbare ,-,Dadatropismus“ in
der Zeittendenz, der hier seinen Ausdruck findet.