Der expressionistische Knigge
I. Das Betragen in der Kunstausstellung
1. Frage nie, was das Bild bedeutet. Das haben vor Dir sdion hunderttausend
heute gefragt.
2. Sage nie, daß Du Dir ein expressionistisches Bild sehr gut als Tapete oder
als Glasfenster vorstellen bannst. Diesen Wiß haben Dir die Kunstkritiker
schon uor zehn Jahren weggenommen.
3. Zerbrich Dir nie den Kopf darüber, ob ein Künstler, dessen Werke der Sturm
ausstellt, Talent habe. Die Frage hat der 5turm schon uor Dir gelöst.
4. Halte Dich mindestens drei Minuten unter zweihundert Bildern in der Aus
stellung auf, beuor Du sagst, es sei nichts.
5. 5age nie, es komme nicht auf das Wort Expressionismus, sondern auf das
Kunftwerk an. Das weif; jeder Esel auch ohne Dich.
6. Sage nie vor einem expressionistischen Bild, daß das Haus darauf schief
stehe. Denn es ift kein Haus, sondern ein Bild.
7. Erzähle uns nicht jeden Tag, daß Kunstkritiker leider nichts von Kunst
verstehen. Das wissen wir längst.
8. Wenn Du Chagall lobst und auf Wauer schimpfst, dann beweist Du, daß Du
früher auch einmal auf Chagall geschimpft hast.
9. Behaupte nicht uon jedem absoluten Maler, er sei ein Nachahmer von
Kandinsky. Überlaß das den Kunstkritikern.
10. Benuße den Hufenthalt in der Sturm-Husstellung nicht dazu, alle aufliegenden
Verlagswerke durchzulesen.
11. Nimm Deine kleinen Kinder nicht in die Kunstausstellung mit. Sie könnten
Dich auslachen, wenn Du sagst, daß Du auf dem Bild nichts erkennst.
II. Betragen In der Privatsammlung
1. Nimm die Hände aus den Hosentaschen.
2. Lümmle Dich nicht auf jedem Sessel herum.
3. Zerre nicht die Bücher aus den Regalen.
4. 5ag „Danke“, wenn man Dir die 5ammlung gezeigt hat.
5. 5diimpfe nicht über die Bilder eines Menschen, dessen Gast Du bist.
6. Stiehl keine Silbersachen.