Full text: Der Almanach der Neuen Jugend auf das Jahr 1917 (1)

Ich flitze kreuz und quer den Stift. Hinter den Sirius setz' ich einTusche* 
Chaos, Ein Kindlein weint darin. KeineTraueresche wirft ihren Schatten. 
Her mit dem Rum, ich muß schleckern. Die Staffelei presse ich an 
meine haarlose Brust und tanze zotig und wie ein Bezechter. Geld 
her, meine Damen. Ich will mir sechs Greise mieten. Mit viel rauhen 
Schollen werde ich sie begraben, daß ihre spitzen Knie nur und ihre 
entfleischten Hände hervorstechen. So will ich sie malen mit lauter 
Gelächter* F arben. 
Kürzlich lief ich ohnmächtige Tage lang herum, Schädel verqualmt, 
Bauch schwer und Hände vergrämt. Stundenlang auf einen Stuhl hin* 
gelümmelt, dumpfes Bohren in Gedichtbänden, stumme Freßbegier, 
und diese Hölle umstarrte mich wie ein Geierkäfig. Da lag ich nachts 
wie ein Zermalmter hingefletscht, neben Aschenberg und wucherndem 
Ofenrohr. Ich wälzte mich in Schwermut und verworrenen Gesichten. 
Minutenlang hatte ich schreckliche Freuden und dann umflackerten 
mich wieder die schweren Stiere und Maulesel und die bleierne Ramme 
des Stumpfsinns. 
Heute am Fünfzehnten rasen Sturmsee*Kolorits. Ich mauere Häu* 
sertürme in tänzelnde Mondsichellandschaften. Sechs Stunden keuche 
ich vor Staffeleien. Es wird wolkengeballter Tag, ehe ich ins Bett 
stürze .... Und die Nacht sieht mich wieder in ihren Mauern. Ich 
rudere mit breiten Borstpinseln um Hügel und Felszacken herum, 
quetsche mit Zeigefinger und Ballen den Himmelbrei. Erdrückte 
Schreie im Herzen, so geht es mit der hohen Bahn, die der Mond am 
Himmel madit. Ich bin ungebrochen und herrlich stirnzerklüftet. Nenne 
Bosch und Breughel meine besten Brüder. Die Umbratuben sind im 
Nu geleert. Zinnober raschelt um die Wackelköpfe der Fliehenden 
diagonal über das Bild, und die Zinkgelbblitze schlagen kahlen Flächen 
die Rippen ein. 
Ein Steamer treibt den Strom entlang. Dünn hängt der silberne 
Steg über dem Gewoge. Das Menschenschwein trabt drüber her... . 
da: rux, es kracht. Gischt,Geheul! Rufe zu Gott. 
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