Volltext: Der Almanach der Neuen Jugend auf das Jahr 1917 (1)

sondern ein sich selbst gegenseitig Widerstand leistendes Licht, mehr 
und mehr Erleuchtung, mehr und mehr Verfinsterung, Die Schöpfer- 
fülle des Sehenden erschafft sich automatisch ein unendlich aufgehen 
des Gesicht gegen ein unendlich zugehendes, und sie regiert 
unparteiisch diese oppositive Parteiung, Da nun zwar die eine dieser 
Parteien, diejenige des weit und weiter geöffneten Auges, sich scharf 
und schärfer bemerkbar macht/ hingegen die andere gerade das Gegen 
teil tut, also gegen das blendende Licht mehr und mehr abnimmt, 
ja verschwindet / so wird der Sehende Gefahr laufen, leichter Newton 
zu werden, der die Partei des Lichts nahm, als Goethe, der ebensosehr 
die Finsternis wie das Licht ins Auge faßt. So wurde man auch auf 
die abstoßende Kraft des Magneten viel später aufmerksam als auf 
seine anziehende, welche früher in die Sinne fiel. 
Wenn man eine Kammer verfinstert, so bereitet man dem etwa in 
sie eindringenden Licht einen schroffen Kontrast vor. Sorgt man 
nun obendrein für Bedingungen, unter denen dieser Kontrast sich deut 
lich aussprechen muß, in förmlich abgemessenen Silben,- so darf man 
alsdann diese Silben, die Farben, keineswegs für den Monolog des 
Lichtshalten, sondern erkenne sie als dasZ wiegespräch desLichts 
mit der Finsternis, Ein Grau sich vorzustellen, das, ohne Mitwir 
kung des Finstern, aus dem reinen Li chte herrührt, wird jeder unbefangen 
Sehende sich weigern. Ist aber Farbe was andres als buntes 
Grau? Aber beachte man wohl, daß selbst dieses scheinbar so einfache 
Grau entweder eine Trübung des Lichts durch die Finsternis, oder 
das Gegenteil, also eine Aufhellung der Finsternis durch das Licht 
bedeuten kann,- den Sehenden, der hier einseitig und nicht gegenseitig 
urteilt, wird eine flache Augentäuschung des Verständnisses der Rund 
heit des gesamten Phänomens berauben,- eine vulgäre Plausibilität 
findet sich an Stelle der ungemeinen ein: und rechnet er hier, statt 
mit entgegengesetzten, mit gleichartigen Größen, so wird seine 
Lehre sehr bald das optische Einmaleins des gelehrten wie des 
ungelehrten Vulgus werden,- die Arithmetik ä la Goethe wäre
	        
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