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ein sinn ig gerichtete um wandelt, wenn man die beiden gegensätz-
1 i di e n Bereiche ineinander laufen, mit einander verschwimmen läßt ,•
wo alsdann das eine, ohne allen Gegensatz, in das andre üb er zu gehen
scheint. Solch einen täuschenden Anschein erhalte ich, wenn ich
die Sonne, durch ein Prisma, betrachte oderaufeinen Schirm projiziere.
Das Prisma schiebt hier das Finstrere dermaßen in das Hellere
hinein, oder umgekehrt, daß dort die beiden Bereiche in Rot, hier in
Grün, verschwimmen, und man einen sanften Übergang zu
sehen glaubt, wo bloß eine Brücke über die Kluft zwischen
Hell und Dunkel sich hin und her schwingt. Der Anblick hier
quetscht Gelb mit Blau, resp. Orange mit Violett, dermaßen zu
sammen, daß Grün, resp. Rot den Gegensatz vertuschen, der nunmehr,
schneidender als je, zwischen Grün und Rot entbrennt — so sehr, daß
diese eben nicht mehr zusammen erscheinen.
Man muß sich über Schopenhauer wundern, der von Goethe gelernt
hatte, diese Ne wtonische Illusion zu durchschauen, und der es trotzdem
fertig brachte, diesen Kontrast der Farben-Erscheinung aus dem
Licht <aus der Teilung der vollen Tätigkeit der Retina) entspringen
zu lassen/ anstatt sich darüber klar zu werden, daß er weder aus dem
Licht, noch aus der Finsternis, sondern aus dem Sehenden ganz
allein entspringt,- aus der schöpferischen Überfülle des Gesichts, die
nicht einseitig, sondern gegenseitig überströmen will. Entdecken wir
ein solches Mißverständnis bei dem enragiertesten Goetheaner —- wie
sollten wir nicht auf das allerschlimmste bei den Fachgelehrten, den
erklärten Vor-Goetheanern gefaßt sein. Sie suchen uns sofort und
auf der Stelle mit ihrem erstaunlich exakt aufgebauten Lehrgebäude
zu verblüffen, um uns mund- und augentot zu machen: als ob man
nicht, auf einer total falsch aufgefaßten Basis, präzis rechnen könnte!
Sie operieren immerfort mit dem Bild der »Welle«, ohne daß sie es
fertig brächten, die Schwingungen dieser Welle echt gegensätzlich, gegen
seitig anzusetzen und zu sehen. Sie sehen die wesentliche Hauptsache
gar nicht mehr mit eignen Augen, sondern setzen sie, entstellt gesehen,