Full text: Der Almanach der Neuen Jugend auf das Jahr 1917 (1)

könne als durch die Geltendmachung ihrer Exemtion davon als 
wie einer von diesem ganzen Zwist reinen Mitte, Konzentration, 
Balance dieses Zwistes. Wie nun der bloße Mangel an Ja noch lange 
kein Nein ist, analog ist der bloße Mangel an hellem Licht noch lange 
keine Finsternis, denn es gibt in dieser Finsternis noch genug dunkles, 
abendgraues, violettes, blaues und grünes Licht,-und das völligeNichts 
dieser diametralen Untersdieidung alles Lichts wäre ja eben nicht etwa 
finster, sondern gerade derSehende in eignerPerson, von welchem 
demnach alles Licht nicht einfach, sondern polar absticht. 
In ihm, im Schöpfer, aber haben wir die einzige Stelle gefunden, 
w o d e r W i 11 e den Tatbestand, wo das Sollen das Müssen regiert und 
zwar polar regiert. Eben deswegen gibt es keinen andernZwang 
als den Selbstzwang, um diese Stelle zu urgieren. Deswegen 
kann man sie zwar, als immer vakant, jedem Geschöpf an« 
bieten: dieses aber kann von niemand anderm als von sich 
selber gezwungen werden, sich präzis auf dieseStelle, den 
Thron der Welt, zu begeben. Daraus erklärt sich die ungeheuer* 
liehe Paradoxie, daß dieser nicht bloß leer steht, sondern von Kari* 
katuren des Schaffenden eingenommen wird, von Scheinkönigen nach 
einer Verfassung, in der jeder von jedem abhängt, und worin nur der 
echt unabhängige Oberherr fehlt, von dem alle Abhängigkeit 
erst ihren Sinn bekommt. Soll der rund Sehende, soll »Goethe« über 
den einseitig Sehenden, über »Newton« siegen, so müßte »Newton« 
über sich selber siegen,- und das kann er bisher sowenig, weil er 
mehr den Ehrgeiz des Geschöpfs hat, passiv Tatsachen hinzunehmen 
und zu konstatieren,- als die Selbstherrlichkeit des Schöpfers, verant* 
wörtlich alle Tatsachen auf sich zu nehmen, sie erfinderisch von sich 
abhängen zu lassen — denn dann erst wäre er von selbst gezwungen, 
zu polarisieren oder abzudanken. Aber nirgends gerade so buchstäblich 
evident wie in der Farbenlehre Goethes triumphiert diese un» 
abhängige Selbstherrlidikeit über das Halbgesicht, über die persön* 
liehe Halbheit, welche nur der Tag, nicht aber ebenso sehr der
	        
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