Volltext: Der Almanach der Neuen Jugend auf das Jahr 1917 (1)

149 
euern Nachbarn verklagen, der euch eine Kartoffel stiehlt, aber klagt 
einmal über den Diebstahl, der von Staats wegen unter dem Namen 
von Abgabe und Steuern jeden Tag an eurem Eigentum begangen 
wird, damit eine Legion unnützer Beamten sich von eurem Schweiße 
mästen/ klagt einmal, daß ihr der Willkür einiger Fettwänste über 
lassen seid und daß diese Willkür Gesetz heißt, klagt, daß ihr die 
Ackergäule des Staates seid, klagt über eure verlorene Menschen 
rechte: wo sind die Gerichtshöfe, die eure Klage annehmen, wo die 
Richter, die Recht sprächen? — Die Ketten eurer Vogelsberger Mit 
bürger, die man nach Rochenburg schleppte, werden euch Antwort 
geben. 
Und will endlich ein Richter oder ein andrer Beamter von den we 
nigen, welchen das Recht und das gemeine Wohl lieber ist als ihr 
Bauch und der Mammon, ein Volksrat und kein Volksschinder sein, 
so wird er von den obersten Räten des Fürsten selber geschunden. 
Für das Ministerium der Finanzen 1551502 FI. 
Damit werden die Finanzräte, Obereinnehmer, Steuerboten, die 
Untererheber besoldet. Dafür wird der Ertrag eurer Ächer berechnet 
und eure Köpfe gezählt. Der Boden unter euren Füßen, der Bissen 
zwischen euren Zähnen ist besteuert. Dafür sitzen die Herren in 
Fräcken beisammen, und das Volk steht nackt und gebückt vor ihnen, 
sie legen die Hände an seine Lenden und Schultern und rechnen aus, 
wieviel es noch tragen kann, und wenn sie barmherzig sind, so ge 
schieht es nur, wie man ein Vieh schont, das man nicht so sehr an 
greifen will. 
Für das Militär wird bezahlt 914820 Gulden. 
Dafür kriegen eure Söhne einen bunten Rock auf den Leib, ein 
Gewehr oder eine Trommel auf die Schulter und dürfen jeden Herbst 
einmal blind schießen und erzählen, wie die Herren vom Hof und die 
ungeratenen Buben vom Adel allen Kindern ehrlicher Leute vorgehen 
und mit ihnen in den breiten Straßen der Städte herumziehen mit 
Trommlen und Trompeten. Für jene 900000 Gulden müssen eure
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.