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JOHANNES R. BECHER:
AN DIE SOLDATEN DER SOZIA
LISTISCHEN ARMEE
\... Soldaten der Sozialistischen Armee! Brüder und Schwestern! Sol»
daten desGeistes! Soldaten der guten Idee! Soldaten ihr vor der entschei»
denden Schlacht! Euer Tag, euere Stunde beginnt! Nachts wieder Füh»
lung mit dem verfolgenden Feind genommen, stehen unsereVortruppen
bereits im Feuer. Man ist auf beiden Seiten voll Energie, Fleiß und
Umsicht bemüht, heftigst sich zu entwickeln.
Soldaten! Kein Zweifel mehr! Die Situation bezeigt: es geht um
die Entscheidung, nein, nicht um die Existenz einer Nation, nicht um
die einer Rasse noch um die einer Dynastie gar, sondern um die der
Menschheit, um die Hegemonie des blanken Rechtes vor der krassen
Gewalt, um das Reich Gottes. Entweder — oder. Bestimmt, — Freund
oder Feind: die Maske herabgezogen — bekennt euch!
Wie ihr es in den drei vorhergegangenen Wochen dieses Kriegs letzt»
hin meisterlich verstandet, durch kluge und kühnste Manöver ver»
schiedenster, meist überraschender Art: unerhörteste phantastische
Episoden leuchtend bis in die fernste Zukunft hinein... den durch die uns
leider einmal äußerst fatalen politischen Umstände bedingten Nachteil in
unserer Mobilisation auszugleichen / den eigenen Aufmarsch aber, so gut
es sich eben überhaupt noch machen ließ, im Angesicht des Feindes so»
Zusagen zu vollführen: und zwar, ich gestehe es gern, weit über meine
damaligen Berechnungen und Absichten hinaus, wie in selbstlosester
Zusammenarbeit unterschiedslos Führer und Mannschaft, nirgends ge»
schlagen, auf die leichten, äußerlichen Erfolg gerne verzichtend, freudig
und gläubigeinem höheren, nur einem wahrhaft inneren Gesicht erkenn»
baren Zweck untergeordnet.... weiteste und so geliebteste Strecken
heimatlichen Bodens, ja die Hauptstadt selbst dem an Zahl und Zeit
sehr überlegenen Feind räumen mußte/Verwirrung und Verzweiflung
der gescheuchten Bevölkerung durch jene zuversichtlichste, opfer»