Volltext: Der Almanach der Neuen Jugend auf das Jahr 1917 (1)

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Im Jahre 1789 war das Volk in Frankreich müde, länger die Schind* 
mähre seines Königs zu sein. Es erhob sich und berief Männer, denen 
es vertraute, und die Männer traten zusammen und sagten, ein König 
sei ein Mensch wie ein anderer auch, er sei nur der erste Diener im 
Staat, er müsse sich vor dem Volk verantworten, und wenn er sein 
Amt schlecht verwalte, könne er zur Strafe gezogen werden. Dann 
erklärten sie die Rechte des Menschen: »Keiner erbt vor dem andern 
mit der Geburt ein Recht oder einen Titel, keiner erwirbt mit dem 
Eigentum ein Recht vor dem andern. Die höchste Gewalt ist in dem 
Willen aller oder der Mehrzahl. Dieser Wille ist das Gesetz, er tut 
sich kund durch die Landstände oder die Vertreter des Volks, sie 
werden von allen gewählt, und jeder kann gewählt werden/ diese 
Gewählten sprechen den Willen ihrer Wähler aus, und so entspricht 
der Wille der Mehrzahl unter ihnen dem Willen der Mehrzahl unter 
dem Volke/ der König hat nur für die Ausübung der von ihnen er 
lassenen Gesetze zu sorgen.« Der König schwur, dieser Verfassung 
treu zu sein, er wurde aber meineidig an dem Volke, und das Volk 
richtete ihn, wie es einem Verräter geziemt. Dann schafften die Fran 
zosen die erbliche Königswürde ab und wählten frei eine neue Obrig 
keit, wozu jedes Volk nach der Vernunft und der Heiligen Schrift das 
Recht hat. Die Männer, die über die Vollziehung der Gesetze wachen 
sollten, wurden von der Versammlung der Volksvertreter ernannt, 
sie bildeten die neue Obrigkeit. So waren Regierung und Gesetzgeber 
vom Volk gewählt, und Frankreich war ein Freistaat. 
Die übrigen Könige aber entsetzten sich vor der Gewalt des fran- 
zösisdien Volkes, sie dachten, sie könnten alle über der ersten Königs 
leiche den Hals brechen, und ihre mißhandelten Untertanen möchten 
bei dem Freiheitsruf der Franken erwachen. Mit gewaltigem Kriegs 
gerät und reisigem Zeug stürzten sie von allen Seiten auf Frankreich, 
und ein großer Teil der Adligen und Vornehmen im Lande stand auf 
und schlug sich zu dem Feind. Da ergrimmte das Volk und erhob sich 
in seiner Kraft. Es erdrückte die Verräter und zerschmetterte die Söld
	        
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